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Google spielt mehrmals im Jahr Updates aus, die jedes Mal für Unruhe auf den Suchergebnisseiten (SERPs) und für Rätselraten unter SEO-Verantwortlichen sorgen. Anfang August 2018 war es mal wieder soweit. Der Suchmaschinenriese bestätigte ein Core-Update seines Suchalgorithmus und löste damit die üblichen Irritationen aus. Zumal Google wie üblich wenig mehr tat, als das Update per Tweet bekanntzugeben und auf ein ähnliches Update vom März 2018 zu verweisen.

Webmaster, SEO-Agenturen und -Verantwortliche hatten allerdings bereits in den Wochen vorher starke Schwankungen in den Suchergebnisseiten festgestellt. Und trotz Googles Beschwichtigungen, viele der Verschiebungen seien temporär, und Seitenbetreiber, die sich nach den Empfehlungen der Experten bei Google richteten, seien auf der sicheren Seite, gab es auch bei diesem Core-Update Gewinner und Verlierer. Zudem war Google mit den Ergebnissen nicht ganz zufrieden und spielte im September und Oktober kleine Verbesserungen am ursprünglichen Update aus.

Das Medic-Update und seine Folgen

Dieses Mal konzentrierte sich das Update auf Seiten aus der Gesundheitsbranche, und zwar so sehr, dass der US-amerikanische SEO-Experte und Fachjournalist Barry Schwartz von einem Medic-Update sprach. Schwartz führte eine Umfrage unter Seitenbetreibern durch und stellte fest, dass insbesondere Seiten mit Themen aus der Medizin oder aus dem Gesundheits- und Wellnessbereich am meisten betroffen waren. Googles Update machte dabei keinen Unterschied zwischen Blogs, Seiten von Fachärzten, Kliniken oder E-Commerce-Seiten. Laut Schwartz’ Umfrage kamen 42 Prozent, also beinahe die Hälfte aller betroffenen Seiten, aus diesem Bereich. Dabei entfiel auf den E-Commerce mit 16 Prozent der zweitstärkste Anteil. Auf Platz drei mit 10,8 Prozent fanden sich Business-Seiten, gefolgt von Finance-Auftritten mit 7,3 Prozent.

Bemerkenswert sind hier mehrere Aspekte. Zunächst einmal spielte Google das Update weltweit aus, also quer durch alle Sprach- und Kulturregionen. Auch die SEO-Expertin Marie Haynes beurteilte die Situation ähnlich wie Schwartz. Sie wies darauf hin, dass das Update auf sogenannte YMYL-Seiten (Your Money, Your Life) abziele. Diese Seiten beschäftigen sich intensiv mit Finanzen, Versicherungen, Gesundheit, Wellness, medizinischen Behandlungen und Ähnlichem. Schwartz und Haynes machten darauf aufmerksam, dass Google bisher noch nie ein Update ausgespielt habe, das sich auf einzelne Marktnischen beschränkte. Für bestimmte Seitenbetreiber wären die Folgen drastisch. An Barry Schwartz’ Search Engine Roundtable berichteten einzelne von Ranking-Einbußen von bis zu 60 Prozent.

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    Trust-Faktor erhält stärkeres Gewicht

    Hayes machte außerdem deutlich, dass der Trust-Faktor der Websites den Ausschlag gegeben haben könnte. Sie riet Seitenbetreibern, die medizinische Expertise etwa von Autoren oder die Reputation vertriebener Produkte deutlicher herauszustellen – idealerweise so, dass auch Suchmaschinen dies erkennen konnten. Und tatsächlich legt Google in seinen Quality Rating Guidelines besonderen Wert auf die Seriösität von Webpräsenzen aus dem Wellness- und Gesundheitsbereich.

    Bei Sistrix finden sich genaue Zahlen zu den Auswirkungen. Zwischen dem 6. und dem 8. August, als Google das Medic-Update ausspielte, gab es sowohl Gewinner wie Verlierer. Hier eine Auswahl der Gewinner:

    Domain 03.08.2018 06.08.2018 Gewinn
    gutefrage.net 29,17 55,09 89 %
    aerztezeitung.de 10,23 19,08 86 %
    12gebrauchtwagen.de 12,32 22,08 79 %
    pharmazeutische-zeitung.de 7,38 13,18 79 %
    meine-gesundheit.de 10,83 18,97 75 %
    apomio.de 3,13 5,39 72 %
    aerzteblatt.de 18,24 30,55 68 %
    nestoria.de 6,08 10,13 66 %
    businessinsider.com 3,96 6,39 61 %
    frauenaerzte-im-netz.de 4,11 6,45 57 %
    meedia.de 9,73 14,75 52 %
    lasikon.de 4,34 6,57 51 %
    gebraucht-kaufen.de 4,11 6,08 48 %
    t3n.de 22,03 32,59 48 %
    kunstkopie.de 3,76 5,55 48 %
    juraforum.de 23,70 34,79 47 %
    europa-apotheek.com 8,27 12,14 47 %
    trustpilot.com 25,77 36,78 43 %
    moebel.de 5,08 7,22 42 %
    conrad.de 45,60 62,52 37 %

    Quelle: Sistrix

    Es lässt sich hier erkennen, dass Webauftritte mit guten Inhalten vom Medic-Update profitieren konnten, qualitativ schlechte Seiten mussten dagegen Verluste hinnehmen.

    Google ändert seine Quality Rating Guidelines

    Hinzu kommt, dass Google auch deutliche Veränderungen an seinen Quality Rating Guidelines vorgenommen hatte. Die haben zwar keinen direkten Einfluß auf das Ranking, beeinflussen aber indirekt sehr wohl, wie Google eine Website oder ein Themenfeld einschätzt. Schließlich dienen die Richtlinien den Quality Raters als Bewertungsgrundlage.

    Die wichtigsten Änderungen beschäftigen sich mit dem, was Google als „E-A-T-Einschätzungen“ ansieht: Kompetenz, Autorität und Vertrauenswürdigkeit (engl.: Expertise, Authoritativemess, Trustworthiness). Für Texte mit medizinischen Inhalten sind die Kriterien für ein hohes EAT-Rating nun strikter als vorher. Für eine hohe EAT-Einstufung müssen diese Inhalte von Menschen oder Organisationen mit ausgewiesener medizinischer Expertise stammen. Die Inhalte sollten professionell produziert sein und regelmäßig überprüft und überarbeitet werden. Das zeigt, dass langfristig nur gute Inhalte bei Google auch eine Chance auf ein gutes Rating haben. Der Suchmaschinenriese setzt damit den Kurs fort, den er schon beim Panda-Update eingeschlagen hatte, als er an Webseitenbetreiber appellierte, die Inhalte ihrer Internet-Auftritte selbstkritisch zu analysieren und zu überarbeiten.

    Nach dem zweiten Medic-Update

    Allerdings sind seit dem Medic-Update bereits wieder einige Monate ins Land gegangen. Wie bei vorangegangenen Updates auch, haben sich die Rankings wieder normalisiert. Wie Timo Schwarze von Sistrix schreibt, haben sich viele Seiten wieder erholt; dafür gibt es aber Auswirkungen des Medic-Updates, die erst jetzt sichtbar werden.

    So haben Websites wie zahnimplantate.com, infomedizin.de und pharmazeutische-zeitung.de zwar im August außerordentlich stark an Sichtbarkeit gewonnen, sind aber inzwischen wieder auf dem Stand vor dem Medic-Update. Dagegen erholten sich Seiten wieder, die unter dem Update gelitten hatten. Der NetDoktor ist ein prominenter Gewinner – er konnte seine Sichtbarkeit fast verdoppeln.

    Das deutet darauf hin, dass Google Anpassungen am ursprünglichen Medic-Update vornimmt, Anfang Oktober also eigentlich ein zweites Medic-Update ausgespielt hat. Die SEO-Expertin Marie Hayes geht davon aus, dass Google sich dabei speziell mit dem Trust-Faktor beschäftigt hat. Beim zweiten Medic-Update vom 27. September 2018 wurden Seiten herabgestuft, deren Vertrauenswürdigkeit die Google-Tester als eher bedenklich einstuften. Das traf beispielsweise Ärzte oder private Kliniken, die zwar fachlich und in Sachen inhaltliche Qualität, Nutzererlebnis und anderen Kriterien gut abschnitten, aber auch viele Rückzahlungen verzeichnen mussten. Anfang Oktober besserte Google dann erneut nach, wiederum mit dem Ziel, dem Faktor Vertrauenswürdigkeit mehr Gewicht zu geben.

    Fazit: Das sollten SEO-Experten beachten

    Webseitenbetreiber müssen also nicht nur wie bisher auf die Qualität von Links und Inhalten, auf ein optimales Nutzererlebnis oder die Optimierung der Seiten für den mobilen Index achten. Wenn sie Seiten betreiben, von denen Google besondere Sorgfalt erwartet, sollten sie zudem folgende Faktoren vermeiden:

    • Autoren, die selbst eine geringe E.A.T.-Einstufung haben;

    • wenig externe Informationen über die Reputation; das heißt, wenn niemand über die Seite spricht, bekommt sie bei Google auch kein prominentes Ranking;
    • fehlende wissenschaftliche Belege (wenn sie nötig wären);
    • Artikel, die aktuell sein sollten, sind nicht auf dem neuesten Stand;
    • Informationen, die wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen;
    • kein Impressum und keine Kontaktinformationen;
    • fehlende Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB);
    • der Content von Nutzern wird nicht moderiert;
    • ablenkende oder verwirrende Werbung;
    • fehlende klare Aussage zum Ziel der Seite: Ist es ein Blog, ein Magazin, oder eine Verkaufsplattform?
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