Amazon Spark

Persönliche Empfehlungen geben den stärksten externen Kaufanreiz, fand eine Kurzstudie des Instituts für Handelsforschung in Köln heraus. Dagegen zählen umständliche Klickpfade oder eine fehlende Zielgruppenansprache zu den Faktoren, die einem potenziellen Kunden das Einkaufen im Online-Shop nachhaltig verleiden. Amazon, seit jeher einer der Pioniere des unkomplizierten Einkaufens, hat jetzt in den USA ein neues Feature für seine App gelauncht: Amazon Spark. Damit wird das Empfehlungsmarketing auf eine neue Stufe gehoben, ohne dass es komplizierter wird – im Gegenteil. Es lohnt sich, einen genaueren Blick darauf zu werfen: Nicht nur, dass Spark („Funke“) früher oder später auch auf Deutschland überspringen wird. Es deutet zudem vieles darauf hin, dass sich das derzeit noch zarte Pflänzchen künftig zu einem ausgewachsenen Social Network und damit zu einem mächtigen Vertriebskanal entwickeln könnte.

Fotos mit „Haben-will-Effekt“ – ein Klick genügt

Was ist? Zunächst einmal der Versuch, den Umsatz mittels Empfehlungsmarketing anzukurbeln. Wer das Feature in der Amazon-eigenen App aufruft, muss zunächst einmalig einige seiner Vorlieben nennen. In der Folge bekommt man fortan mittels Feed Produktempfehlungen und Posts von anderen Nutzern zu sehen, die ähnliche Interessen haben. Die kann man, wie bei sozialen Netzwerken üblich, mit einem Lächeln versehen (dem Amazon-Pendant zu Likes) und kommentieren. Dies ist allerdings, zumindest derzeit, nur für zahlende Prime-Kunden möglich. Alle anderen dürfen nur gucken, nicht anfassen. Wer mit Spark-Usern auf einer Wellenlänge liegt, kann Follower ihrer Posts werden.

Eine große Stärke sind die klickbaren Fotos. Ein Schnappschuss vom letzten Campingurlaub kann vor dem Posten getaggt werden, um beispielsweise den Rucksack, das Survivalgeschirr und den robusten Allwettermantel direkt mit dem jeweiligen Produkt bei Amazon zu verlinken. Damit werden zum einen die angebotenen Waren persönlich präsentiert und emotional mit einer Erzählung verknüpft. Zum anderen muss ein potenzieller Käufer, bei dem der „Haben-will-Effekt“ getriggert wurde, nur noch auf das Objekt der Begierde klicken – leichter geht es nicht. Ein Hintergedanke von Amazon dabei dürfte sicherlich sein, die Kunden auf den eigenen Seiten zu halten – und nicht an Facebook, Pinterest und Co. zu verlieren.

Für Otto Normalverbraucher dürfte das regelmäßige Posten eher wenig attraktiv sein, spekuliert Jochen G. Fuchs von t3n.de. Vielmehr dürften vorwiegend Influencer, Blogger, Produkttester und Hobby-Rezensenten Inhalte generieren. Eine besondere Bedeutung könnte den Influencern zukommen, für die Amazon bereits im Frühjahr ein eigenes Programm aufgelegt hat. Bezahlte Inhalte werden deutlich als „sponsored post“ kenntlich gemacht.

Spark steht noch am Anfang – mit der Betonung auf noch

Wer glaubt, Amazon wolle sich mit Spark lediglich mit ein paar Social Shopping Goodies bei der Kundschaft anbiedern, liegt wohl falsch. Die Entwicklung der vergangenen Monate und das Lesen zwischen den Zeilen deutet vielmehr darauf hin, dass Online-Händler höchst aufmerksam sein sollten. Dass Amazon es ernst meint, wurde unter anderem am 13. Oktober deutlich, als sämtliche Diskussionsforen lapidar und wortkarg abgeschaltet wurden. Eine offizielle Begründung gab es zunächst nicht, doch liegt der Schluss nahe, dass der Erfahrungsaustausch künftig auf Spark stattfinden soll.

Das wird zügig weiter ausgebaut. Techcrunch berichtet beispielsweise, dass User ihre bisherigen Produktreviews nun ebenso auf Spark sharen können, was zu einem weiteren schnellen Zuwachs von Inhalten führt. Am aufschlussreichsten ist aber die ausführliche FAQ von Amazon selbst: Dort wird bereits angekündigt, dass Posts, Antworten und Kommentare bald auch editiert werden können. Die Verlinkung mit eigenen Profilen auf anderen Social-Media-Seiten? „Nicht zu diesem Zeitpunkt.“ Die Suche nach Familienmitgliedern und Freunden in den Profilen? „Nicht zu diesem Zeitpunkt.“ Videos uploaden? Sie kennen die Antwort …

Amazons Social Network ist gekommen, um zu bleiben

Amazon scheint mit Spark eher den langfristigen Aufbau und Erfolg als den kurzfristigen Schnellschuss im Sinn zu haben. Noch hat das Modell Tücken, etwa, was die Generierung von Inhalten betrifft. Wer postet, wird bisher noch nicht am möglichen Umsatz, den er generiert, beteiligt. „Kein Return on Investment“, wie sich eine Influencerin beklagt. Zudem kritisiert sie, dass die Eintrittsschwelle zum Posten – eine Prime-Mitgliedschaft für 99 US-Dollar pro Jahr – die Zielgruppe limitiert. Für viele sei das zu teuer, und wer nicht posten oder kommentieren darf, könnte schnell die Lust an Spark verlieren.

Fazit: Der zündende Funke für Ihr Social-Media-Marketing?

Insgesamt könnte Amazons Social Network, wenn es zu einem geworden ist, Online-Händlern aber viele Chancen bieten. Bilder sagen auch und gerade beim mobilen Online-Shopping mehr als 1000 Worte, insofern ist der Schwerpunkt auf Fotos gut gesetzt. Darüber hinaus ist nicht nur denkbar, dass Amazon regelmäßige Nutzer für ihre Inhalte künftig entlohnt, sondern beispielsweise auch, dass es Unternehmen die Möglichkeit einräumt, über Spark zu werben. Wer das neue Feature schon einmal ausprobieren will, kann das mit einem Trick, von dem Jan Firsching auf futurebiz.de berichtet: Dazu benötigt man lediglich die Amazon-App und ein Virtual Private Network wie etwa Opera VPN. Anschließend muss lediglich noch die Region in der App auf USA umgestellt und Spark über das Menü „Programs and Features“ aufgerufen werden.

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