Ein umfassendes 360-Grad-Marketing über alle Kanäle hinweg verspricht maximale Reichweite und Wirkung. Doch gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist es oft sinnvoller, die wichtigsten Segmente gezielt zu bespielen. Dieser Artikel zeigt, worauf es im ganzheitlichen Marketing ankommt und wie Unternehmen den für sie optimalen Marketing-Mix finden.
Was ist 360-Grad-Marketing? Definition und Überblick
Unter 360-Grad-Marketing, auch als ganzheitliches, integriertes oder kanalübergreifendes Marketing bezeichnet, versteht man einen Ansatz, der darauf abzielt, Kunden an allen relevanten Kontaktpunkten zu erreichen. Dabei werden sowohl traditionelle Werbung wie Print, TV oder Außenwerbung als auch digitale Kanäle wie die eigene Website, Suchmaschinen, Social Media oder E-Mail-Marketing einbezogen.
Die große Herausforderung besteht darin, die verschiedenen Kanäle bestmöglich aufeinander abzustimmen und zu einem stimmigen Gesamtbild zu vernetzen. Denn nur wenn die Botschaften und Gestaltungselemente an allen Touchpoints konsistent sind, entsteht ein einprägsamer Markenauftritt, der die gewünschte Wirkung bei der Zielgruppe erzielt.
Offline- und Online-Kanäle im 360-Grad-Marketing
Zu den klassischen Offline-Kanälen, die im Rahmen eines 360-Grad-Ansatzes zum Einsatz kommen können, zählen unter anderem:
- Printwerbung in Zeitungen, Zeitschriften oder Flyern
- TV- und Radiowerbung
- Außenwerbung auf Plakaten, Litfaßsäulen oder Verkehrsmitteln
- Messestände und Verkaufsförderung am Point of Sale
- Eventmarketing und Sponsoring
Auch wenn die Digitalisierung in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat, spielen viele dieser Offline-Maßnahmen für die Markenbekanntheit nach wie vor eine wichtige Rolle. Dennoch liegt der Fokus im 360-Grad-Marketing heute klar auf den digitalen Marketingkanälen. Dazu gehören:
- Die eigene Website als digitale Visitenkarte
- Suchmaschinenmarketing bestehend aus SEO und SEA
- Branchenverzeichnisse und lokale Suchdienste
- Social-Media-Präsenzen auf relevanten Plattformen
- E-Mail-Marketing zur Pflege von Bestandskunden
- Display Advertising über Werbenetzwerke und Affiliate-Systeme
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen sind die Online-Kanäle besonders attraktiv, weil sich hier mit vergleichsweise geringen Budgets große Reichweiten erzielen lassen. Allerdings sind auch die digitalen Möglichkeiten nicht unbegrenzt. Sinnvoller als das sprichwörtliche Bespielen aller Kanäle ist es deshalb, sich auf die wichtigsten zu konzentrieren.
Schritt für Schritt zu Ihrem 360-Grad-Marketingkonzept
Zielgruppen und Customer Journey analysieren
Am Anfang jedes erfolgreichen 360-Grad-Marketings steht eine gründliche Analyse der eigenen Zielgruppen. Unternehmen müssen genau verstehen, wer ihre wichtigsten Kunden sind, welche Bedürfnisse und Erwartungen sie haben und welcher Kanal am besten funktioniert. Hilfreich ist es, für jede Zielgruppe eine typische Customer Journey aufzuzeichnen, also den Weg, den ein potenzieller Kunde von der ersten Wahrnehmung bis zur Kaufentscheidung zurücklegt.
Anhand der Touchpoints, die für die Zielgruppe relevant sind, lassen sich die Kanäle ableiten, die im Marketing-Mix berücksichtigt werden sollten. Ein junges, internetaffines Publikum wird man zum Beispiel vor allem über Social Media, ein businessorientiertes eher über Fachzeitschriften oder Branchenevents ansprechen.
Einheitliche Botschaften und Gestaltung über alle Kanäle
Ziel eines wirkungsvollen 360-Grad-Marketings ist eine konsistente Kommunikation – inhaltlich wie gestalterisch. Alle Werbemittel und -botschaften müssen aufeinander abgestimmt sein und sich gegenseitig ergänzen. Nur so entsteht ein stimmiger Gesamteindruck, der die Marke im Gedächtnis der Zielgruppe verankert.
Grundlage dafür ist ein durchgängiges Corporate Design, bestehend aus Logogestaltung, Farbwelten, Typografie, Bildsprache und Key Visuals. Diese Gestaltungselemente sollten sichtbar auf allen Kanälen zum Einsatz kommen – von der Geschäftsausstattung über Anzeigen bis hin zu den Social-Media-Profilen – um einen hohen Wiedererkennungswert zu erzeugen.
Homepage und mobiles Webdesign als Dreh- und Angelpunkt
Eine professionelle Website bildet das Herzstück des digitalen 360-Grad-Marketings. Sie dient als zentrale Anlaufstelle, auf die alle anderen Kanäle verweisen. Egal ob ein potenzieller Neukunde über Google sucht, Anzeigen sieht oder Links in Social-Media-Posts folgt: Am Ende landet er in den meisten Fällen auf der Website des Unternehmens.
Umso wichtiger ist es, dass die Website einen kompetenten Eindruck macht. Ein übersichtliches, funktionales Webdesign, gut strukturierte Inhalte und aktuelle Kontaktinformationen sind das Minimum. Ein Muss ist heute auch Responsive Design, also eine für mobile Endgeräte optimierte Darstellung. Der Website-Traffic ausgehend von Smartphones steigt zunehmend. Wer hier nicht mithält, verliert Kunden.
Auf was Sie alles bei Ihrer Website achten müssen, lesen Sie in unseren 20 Profi-Tipps für die perfekte Unternehmens-Website.
Lokales SEO und Eintrag in Verzeichnismedien
Gerade für lokal tätige Unternehmen wie Einzelhändler, Handwerker oder Dienstleister sind Suchanfragen mit lokalem Bezug wie „Friseur Köln“ oder „Autowerkstatt Berlin“ essentiell für die Neukundengewinnung. Um bei solchen Suchanfragen gefunden zu werden, sind zwei Dinge entscheidend:
Erstens müssen alle relevanten Unternehmens- und Kontaktdaten korrekt im Google Unternehmensprofil (früher: Google My Business), auf der eigenen Website und in wichtigen Branchenverzeichnissen hinterlegt sein. Dabei ist auf einheitliche, vollständige Angaben zu achten, damit Google die Daten verknüpfen kann.
Zweitens wirken sich viele und gute Online-Bewertungen positiv auf das lokale Ranking aus. Unternehmen sollten ihre Kunden deshalb aktiv ermuntern, Feedback auf Google Maps, Yelp, Tripadvisor und Co. zu hinterlassen und kritische Kommentare freundlich und personalisiert zu beantworten.
Wie Sie optimal in der Lokalen Suche gefunden werden, erfahren Sie in unserem Artikel mit den wichtigsten Grundlagen für Local SEO.
Social Media Marketing zielgruppengerecht umsetzen
Kaum ein Unternehmen kommt heute noch an Social Media vorbei. Zu groß sind Reichweite und Interaktionsmöglichkeiten, die Plattformen wie Facebook, Instagram oder LinkedIn bieten. Allerdings gilt es, genau abzuwägen, welche Kanäle für die eigene Zielgruppe relevant sind und wie viele personelle Ressourcen in die Pflege der Social-Media-Präsenzen gesteckt werden können.
Denn eines ist klar: Ein angelegter, aber verwaister Account wirkt sich eher negativ aus. Wer in soziale Medien einsteigt, muss auch für regelmäßige Updates, interessante Inhalte und den Dialog mit Fans und Followern sorgen. Empfehlenswert ist die Festlegung von Social Media Guidelines, der Tonalität, Art und Frequenz der Beiträge, um so für einen einheitlichen Markenauftritt zu sorgen.
Facebook im Marketing-Mix
Als großes soziales Netzwerk in Deutschland ist Facebook für viele Unternehmen ein Must-have im Social-Media-Mix. Die Erstellung einer Unternehmensseite, auf der alle wichtigen Informationen zu Angebot, Öffnungszeiten oder Anfahrt zu finden sind, gehört zum Standard. Auf dieser Basis lässt sich der Kontakt zu Bestandskunden pflegen, über Posts, Events oder Gewinnspiele. Gleichzeitig können per bezahlter Werbung ganz gezielt neue, genau definierte Zielgruppen angesprochen werden.
Instagram und TikTok für junge Zielgruppen
Insbesondere bei der jüngeren Generation erfreuen sich Bild- und Video-Netzwerke wie Instagram und TikTok wachsender Beliebtheit. Wer eine entsprechende Zielgruppe adressiert, sollte diese Kanäle in sein 360-Grad-Marketing integrieren. Starke Bildwelten, kurze, unterhaltsame Clips und Kooperationen mit reichweitenstarken Influencern sind hier erfolgversprechend. Um die Inhalte auch für interessierte Nutzer auffindbar zu machen, muss eine durchdachte Hashtag-Strategie her.
B2B-Kommunikation über XING, LinkedIn und X
Im Business-to-Business-Marketing haben die eher businessorientierten Plattformen wie XING, LinkedIn und X (früher: Twitter) eine größere Bedeutung. Vor allem für die Vernetzung mit Geschäftspartnern, Kollegen und potenziellen Mitarbeitern sind ein gepflegtes Unternehmensprofil mit allen relevanten Fakten und die Präsenz in themenspezifischen Gruppen unverzichtbar. Auch das Teilen fachlich relevanter Artikel, Whitepaper oder Branchennews über X kann helfen, sich als Experte zu positionieren.
Content Marketing für mehr Reichweite und Expertise
Guter Content ist eine tragende Säule im 360-Grad-Marketing. Denn egal ob Website, Blog, Newsletter oder soziale Medien: Überall werden interessante, informative oder unterhaltsame Inhalte benötigt, um die Zielgruppe zu erreichen und zu binden. Dabei muss die Art des Contents immer auf den jeweiligen Kanal und die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sein.
Während es bei einem komplexen Thema für einen Blog-Beitrag durchaus auch mal etwas mehr Text sein darf, sind in den sozialen Medien kurze, prägnante Posts mit starken Bildern oder Videos gefragt. Gerade für die Sichtbarkeit in Suchmaschinen sind hochwertige, nutzerrelevante Texte ein wichtiger Rankingfaktor. Schafft ein Unternehmen es, durch Content Marketing wertvolle Inhalte zu produzieren und über die passenden Kanäle zu streuen, generiert es damit nicht nur mehr Traffic, sondern baut auch seine Expertise und Vertrauenswürdigkeit aus.
E-Mail-Marketing zur Kundenbindung nutzen
Auch wenn E-Mail-Marketing schon zu den etablierten Disziplinen zählt: Im Rahmen eines 360-Grad-Ansatzes ist der direkte digitale Kundenkontakt per Mail nach wie vor ein effektiver Kanal. Insbesondere für die Ansprache von Bestandskunden, Interessenten und Newsletter Abonnenten bietet er sich an. Voraussetzung ist jedoch, dass die Kontakte rechtssicher nach den Regeln der DSGVO einwilligt haben und die Möglichkeit zum Abmelden jederzeit gegeben ist.
Ist diese Basis geschaffen, können Unternehmen ihr E-Mail-Marketing gezielt zur Kundenbindung und -aktivierung nutzen. Dazu braucht es relevante, zielgruppengerechte Inhalte, die einen echten Mehrwert bieten – sei es durch hilfreiche Informationen, exklusive Angebote oder attraktive Rabatte. Grundsätzliche Erfolgskriterien sind eine überzeugende Betreffzeile, ein responsives, gut lesbares Layout und ein klarer Call-to-Action.
Herausforderungen im 360-Grad-Marketing meistern
Der vielzitierte Blick auf das große Ganze ist im 360-Grad-Marketing unverzichtbar, bringt aber auch einige Herausforderungen mit sich:
- Die Vielzahl möglicher Kanäle und Maßnahmen kann gerade am Anfang erschlagend wirken. Umso wichtiger ist eine sorgfältige Planung.
- Da alle Aktivitäten aufeinander abgestimmt werden müssen, ist der Koordinationsaufwand nicht zu unterschätzen.
- Mit der Zahl der bespielten Kanäle steigt der Zeit- und Ressourcenbedarf, sowohl für die Erstellung von Content als auch für die Erfolgskontrolle.
- Oft existieren für unterschiedliche Kanäle noch verschiedene Verantwortlichkeiten im Unternehmen, etwa Social Media beim Online-Team, Printwerbung bei der Marketingabteilung. Hier müssen erst einmal alle an einen Tisch geholt werden.
- Auch wenn vieles messbar ist: Den Überblick über sämtliche Kampagnen und Kanäle zu behalten und in aussagekräftige KPIs zu übersetzen, ist nicht immer einfach.
Angesichts dieser Hürden ist es gerade für kleine oder mittelständische Unternehmen mit begrenzten Budgets umso wichtiger, Prioritäten zu setzen und Schritt für Schritt vorzugehen.
So finden gerade KMUs den richtigen 360-Grad-Marketing-Mix
Angesichts der Vielzahl an Möglichkeiten empfiehlt es sich zunächst, einen Schritt zurückzutreten. Mit welchen Maßnahmen erreichen Wettbewerber und vergleichbare Anbieter ihre Kunden? Wo informiert sich die eigene Zielgruppe bevorzugt und wie lässt sich hier andocken? Was ist mit den vorhandenen Budgets und Ressourcen tatsächlich umsetzbar?
Oft zahlt es sich für kleine und mittlere Unternehmen aus, ihren Weg nicht im Alleingang zu gehen, sondern auf die Erfahrung externer Marketing-Profis zu setzen. Von der Website-Gestaltung über Suchmaschinenoptimierung bis hin zu Social Media und Google Ads: Qualifizierte Fachleute kennen digitale Trends und Entwicklungen und entlasten wertvolle interne Ressourcen.
Ein pragmatischer Ansatz könnte so aussehen: Mit einer übersichtlichen, mobiloptimierten Website und einem lokalen Branchenbuch-Eintrag schaffen Betriebe faktenbasierte Grundlagen. Über einen Facebook-Auftritt samt regelmäßiger Beiträge lässt sich der Kontakt zu Bestandskunden und Fans intensivieren. Die Bitte um Bewertungen bei Google und einschlägigen Portalen rundet das Angebot ab. Mit der Zeit weist die Erfolgsmessung den Weg zu weiteren sinnvollen Ausbaustufen.
Fazit: 360-Grad-Marketing ganzheitlich und zielgerichtet einsetzen
Modernes Marketing denkt in 360 Grad und vernetzt sämtliche Kontaktpunkte zu einer schlüssigen Gesamtkomposition. Die vollständige Umsetzung eines solchen Ansatzes ist komplex und gerade für kleine Strukturen eine Herausforderung. Umso wichtiger ist eine klare Strategie mit realistischen Schritten.
Die Analyse von Zielgruppen und Wettbewerb zeigt auf, welche Kanäle und Ansprachen den größten Hebel versprechen. Mit einer stimmigen Corporate Identity und wiederkehrenden Botschaften prägen Unternehmen ein einheitliches Bild in den Köpfen. Eine nutzerfreundliche Website als Dreh- und Angelpunkt sowie zielgruppenrelevante Online-Kanäle bilden das Grundgerüst für ein integriertes Vorgehen.
Für die Umsetzung braucht es klare Verantwortlichkeiten, effiziente Prozesse und regelmäßige Erfolgskontrolle. Mit Augenmaß und schrittweisem Vorgehen finden auch kleine Unternehmen ihren wirksamen 360-Grad-Marketing-Mix. Spezialisierte Agenturen mit Rundum-Kompetenz helfen, Holzwege und Sackgassen zu vermeiden und sich auf die Stärken zu konzentrieren. So gelingt effektives Marketing in alle Richtungen.