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Amazon Advertising: Für wen sich Werbung beim Online-Versandhändler lohnt

Amazon Advertising
Es hat fast schon Ausmaße eines Hypes: Mittlerweile vergeht kaum mehr eine Woche, in der Amazon nicht als „das nächste große Ding in der Werbebranche“ (Handelsblatt) oder schärfster Verfolger von Google und Facebook als Werbeplattform (cnbc.com) bezeichnet wird. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Unterfüttert werden die Berichte von diversen Studien wie beispielsweise der von emarketer.com. Marktforscher gehen davon aus, dass allein in den USA Werbetreibende im Jahr 2018 rund 4,6 Milliarden US-Dollar für die Nutzung der Amazon-Plattform ausgegeben haben. Das entspricht einer Steigerung von Amazon Advertising um 144,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wenngleich dabei auch Änderungen in der Bilanzierung eine Rolle spielen.

Eine Extraration für Amazon Advertising

CNBC beruft sich in seiner Berichterstattung auf die Aussagen mehrerer Media-Agenturen, nach denen manche Kunden mit 50 bis 60 Prozent ihres Google-Ads-Budgets zu Amazon Advertising gewechselt sind. Eine offizielle Stellungnahme von Google erhielt der Nachrichtendienst nicht. Eine anonyme Google-Quelle wird aber dahingehend zitiert, dass Unternehmen die Budgets nicht umschichten, sondern vielmehr dazu übergehen, separate Marken zu entwickeln, die exklusiv bei Amazon verkauft werden. So oder so: Wie bei jedem großen Trend empfiehlt es sich, zunächst kühlen Kopf zu bewahren und darüber nachzudenken, ob es sich lohnt, ihm zu folgen.

Die Produktsuche startet immer öfter beim Online-Versandhändler

Einige Vorteile der Online-Werbung bei Amazon sind nicht von der Hand zu weisen. Einer der größten dürfte sein, dass Interessenten und Kunden dort auf einer einzigen Plattform suchen und einkaufen können. Das Angebot dürfte bei der Google-Suche zwar noch größer sein. Bei der Weiterleitung in verschiedene Online-Shops sind Käufer dann aber meistens gezwungen, immer wieder neue Registrierungen durchzuführen oder zumindest ihre Daten anzugeben. Dagegen haben mehr als 300 Millionen Menschen ein aktives Amazon-Kundenkonto, alle benötigten Daten für einen Kauf sind dort bereits hinterlegt. Kein Wunder also, dass einer Studie der US-amerikanischen Marktforscher von Jumpshot zufolge Amazon Google bei der Produktsuche bereits überholt hat: 54 Prozent davon beginnen mittlerweile beim Online-Versandhändler. Eine deutsche Studie von Rogator kam zu ähnlichen Ergebnissen.

In seiner Eigenbeschreibung stellt Amazon Advertising weitere Vorteile heraus: Ein Targeting sei auch dort möglich, technische Expertise nicht notwendig. Ein weiterer Pluspunkt könnte durch den wachsenden Erfolg bald passé sein. Marc Aufzug, Geschäftsführer der Amazon-Agentur factor-a, nennt im Interview mit t3n.de die höheren Conversion Rates bei geringeren Klickpreisen als Argument für Amazon. Grund dafür sei der im Vergleich zu Google Ads noch geringe Wettbewerb. Das aber scheint sich derzeit deutlich zu ändern.

Anzeigen umschichten will gut überlegt sein

Trotz dieser Vorteile sollten sich Online-Händler zweimal überlegen, ob sie ihre Anzeigen von Google und Bing abziehen und auf Amazon schalten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Der augenfälligste ist der, dass Amazon längst nicht alle Kategorien bedient. CNBC nennt als Beispiele den Automobilmarkt, Reisen oder Ticketservices für Veranstaltungen. „Unternehmen aus solchen Branchen haben keinen Grund, bei Amazon zu werben“, heißt es in dem Bericht.

Hinzu kommen zahlreiche Geschäftsfelder, in denen vor allem ein persönlicher und/oder regionaler Bezug zu jenen zählt, die die Produkte kaufen oder die Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Für kleine und mittlere Unternehmen gilt das umso mehr: Kunden, die ihr Motorrad reparieren, sich anwaltlich beraten oder ihre Haare schneiden lassen wollen, suchen entsprechende Möglichkeiten in ihrer Nähe – und nicht auf Amazon. Hier ist Online-Werbung bei Google und Bing mit ihren zahlreichen Standort-Diensten nach wie vor unschlagbar.

Die Agenturgruppe Aufgesang verweist zudem darauf, dass die Optimierungsmöglichkeiten der Kampagnen bei Google Ads sehr viel umfangreicher sind als bei Amazon Advertising. Zudem liefere zwar auch Amazon detaillierte Reports. So umfangreich wie bei Google Analytics, das bei vielen Händlern im Einsatz ist, können sie jedoch kaum sein. Es ist allerdings damit zu rechnen, dass die Entwicklung in diesem Bereich auch bei Amazon nicht stehen bleibt.

Fazit: Treffen Sie bei Ihrer Online-Werbung keine vorschnellen Entscheidungen!

Online-Händler sind seit jeher gut beraten, aktuelle Trends im Blick zu behalten und ihr Geschäftsmodell stetig an sich ändernde Kundenwünsche anzupassen. Dazu kann durchaus zählen, werblich auch bei Amazon in Erscheinung zu treten. Gegen einen Versuch spricht nichts, zumal Kampagnen bereits ab 100 Euro gefahren werden können. Doch sollte im Vorfeld genau abgeklopft werden, ob der Test überhaupt sinnvoll ist. Gerade für kleinere Online-Händler in Dienstleistungsbranchen oder mit Produkten, die bei Amazon schlecht laufen oder gar nicht präsent sind, stellt sich die Frage nach dem Ziel. Sie sind mit ihrer Werbung in der Regel weiterhin besser bei Google und Bing aufgehoben, da nach wie vor genau dort nach ihnen gesucht wird.

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Eine Antwort

  1. Interessanter Artikel: Ich denke, wenn die Nutzer zusätzlich ihre Produkte bei Amazon vertreiben, dann lohnt es sich schon auch in Amazon Ads zu investieren. Es gab Zeiten, da war Google Shopping noch kostenfrei, aber Google Ads ist halt globaler und auch in den Funktionen umfangreicher und kann feiner ausgerichtet werden. Daher finde ich die zweigleisige Strategie nicht verkehrt.

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