Prophetische Worte – wenn auch so nicht beabsichtigt: „Es ist aber offensichtlich, dass es hochriskant wäre, Werbung auf WhatsApp und die Nutzung des WhatsApp-Business-Accounts zu einer tragenden Säule des Online-Marketings zu machen. Angesichts der verlockenden potenziellen Reichweite der Plattform sollten Unternehmen dieses Eisen dennoch im Feuer halten und die Entwicklung beobachten.“ So lautete das Fazit in unserem Beitrag über Werbung auf WhatsApp vor gut einem Jahr. Nun ist es offiziell, dass der Messengerdienst die attraktive und offenbar beliebte Praxis der WhatsApp-Newsletter mit Ende des Jahres definitiv abschießt – und zwar bewehrt mit Sanktionen. Was bleibt Unternehmen nach dem Aus für WhatsApp-Newsletter?
„… nicht für Massenversand oder automatisierten Nachrichtenaustausch bestimmt“
WhatsApp war laut AGB schon bisher ausschließlich für persönliche Kommunikation bestimmt, und ja: Auch Unternehmen durften so kommunizieren, aber eben auch nur so. Massen- und automatisierte Nachrichten waren unzulässig. Das ließ sich ganz gut verdrängen, weil es meist erfolgreich lief. Auch heute noch können Nutzer WhatsApp-Newsletter von unterschiedlichen Firmen abonnieren. Doch die Uhr tickt.
Schon jetzt hat WhatsApp Millionen missbräuchlich genutzter Accounts gesperrt. Und ab 7. Dezember 2019 müssen sowohl Nutzer, die gegen die entsprechenden AGB verstoßen, als auch Anbieter, die dies zum Beispiel mit Apps erst möglich machen, mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Das teilte WhatsApp jüngst in einer FAQ-Antwort mit und kündigte damit das Aus für WhatsApp-Newsletter an.
Die Sperrung des Accounts alleine ist aber schon ein Albtraum für das Marketing. Denn damit verbunden ist der Verlust sämtlicher Kontakte, die für WhatsApp auf der entsprechenden Mobilnummer gespeichert sind. Diese Kontakte vorsorglich woanders zu speichern oder für einen anderen Dienst zu verwenden, dürfte ohne ausdrückliche Zustimmung jedes einzelnen Kontakts datenschutzrechtlich unzulässig sein.
50 Millionen deutsche WhatsApp-Nutzer lässt man nicht einfach los
Und jetzt? Wenn 81 Prozent der Internet-Nutzer in Deutschland auf WhatsApp sind – was auf rund 50 Millionen Menschen hinausläuft –, lohnen sich wohl einige Überlegungen, wie Unternehmen sich WhatsApp auch zukünftig zunutze machen können. Weitere motivierende Daten dazu hat Horizont kürzlich veröffentlicht.
Was geht, und was geht nicht? Vor allem mit den Empfehlungen von WhatApp selbst sollten Unternehmen wohl auf der sicheren Seite sein. Als vorbildlich schildert der Messengerdienst in seinem Sendbee-Blog die Best Practice für WhatsApp von fünf großen Unternehmen, darunter Netflix und die Fluggesellschaft KLM. KLM macht WhatsApp zum Beispiel zu einer optionalen Universal-Flug-App: Damit lassen sich im Smartphone Buchungsbestätigung, Check-in-Benachrichtigung, Boardingpass und Updates zum Flugstatus hervorzaubern, außerdem rund um die Uhr Nachrichten an den Kundendienst senden.
Schon früher waren intelligente Dialogmarketingaktionen über WhatsApp möglich, wie wir es schon vor Längerem an einigen Unternehmensideen für WhatsApp (heute aber teils nicht mehr praktikabel) gezeigt haben. Der Königsweg ist allerdings das Anfang 2018 eingeführte WhatsApp Business, für das es auch nach dem Ende des WhatsApp-Newsletters Anbieter für Schnittstellen gibt, die Services wie etwa die erwähnten von KLM managen, so zum Beispiel MessengerPeople.
WhatsApp Business für Kleine wie für Große
Der naheliegendste Kanal, um WhatsApp für das Online-Marketing zu nutzen, ist WhatsApp Business. Es steht als WhatsApp Business App für kleine bis mittlere Unternehmen (KMU) zur Verfügung. Mittelständler bis Großunternehmen hingegen sind die Zielgruppe für die WhatsApp Business API. Die wichtigsten Merkmale und Unterschiede:
Fazit: Vermeiden Sie riskante Tricks – nutzen Sie die Zeit bis zum Aus für WhatsApp-Newsletter sinnvoll!
Schlupflöcher zur Weiterführung der zum Teil sehr abonnentenstarken WhatsApp-Newsletter werden vermutlich bald auftauchen. Aus den genannten Gründen ist hier allerdings höchste Vorsicht geboten; empfehlenswert sind Tricksereien angesichts suchstarker Algorithmen bei WhatsApp jedenfalls nicht. Bis zum 7. Dezember wäre allerdings noch Zeit, einen Shift zu anderen Newsletterkanälen zu probieren und möglichst viele der bisherigen Abonnenten vor dem Aus für WhatsApp-Newsletter zum „Umzug“ zu motivieren.
Schade eigentlich. Der Newsletter war eine einfache Möglichkeit für die Neukundengewinnung und hatte vor allem Potenzial. Aber es gibt ja auch noch andere Wege, von daher einfach neu ausrichten und weiter!