re commerce

Ein Geschäftsmodell, über das es seit Jahren immer wieder heißt, es sei „in aller Munde“, hat es offenbar zum Marketing-Dauerbrenner gebracht. Bei Re-Commerce kommen gleich mehrere potente Trends zusammen. Händler können davon online, aber auch offline profitieren.

Re-Commerce ist Gebrauchtwarenhandel – aber gut aufpoliert

Was genau ist Re-Commerce? Und wenn man weiß, dass es das im Grunde genommen immer schon gab – warum ist das aufregend fürs Geschäft? Bei Re-Commerce geht es darum, dass ein Händler oder Hersteller gebrauchte Produkte gegen irgendeine Vergütung annimmt und weiterverkauft. Das kann eigene oder fremde Ware sein; die Vergütung kann in Geld, per Gutschein oder Einkaufsrabatt erfolgen. Der Begriff Re-Commerce hat sich – angeblich – aus „E-Commerce“ entwickelt, und als erste halbwegs breitenwirksame Aktion in Deutschland gilt die Rücknahmeaktion von Handys durch T-Mobile im Jahr 2003.

Viel interessanter als die Historie (gewerbliches Recycling gab es schon im Mittelalter) sind allerdings die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich, die mit dem Lumpensammler seligen Angedenkens oder mit vorstädtischen Schrottplätzen rein gar nichts mehr zu tun haben. Einige Spotlights:

  • An die 50 Ankaufportale für gebrauchte Artikel gibt es inzwischen in Deutschland. Die größten von ihnen verzeichnen Umsätze im niedrigen dreistelligen Millionenbereich.

  • 70 Prozent der Deutschen wollen Dinge, die sie nicht mehr brauchen, sogar gerne an andere verschenken.

  • Nachhaltigkeit ist für circa zwei Drittel der Konsumenten im Online-Handel wichtig bis sehr wichtig. Das ergab eine gemeinsame Umfrage von Ebay und YouGov.

  • Re-Commerce profitiert von diesen Einstellungen, weil nach derselben Umfrage die meisten Konsumenten angeben, Artikel weiterverkaufen zu wollen und dafür ebenso wie für den Ankauf der Online-Handel ihre „erste Anlaufstelle ist“.

  • Eine große Re-Commerce-Studie von Statista sowie eine Online-Umfrage von Sempora Consulting liefern weitere Belege für den Boom dieses Segments.

Mit Re-Commerce aus der Imagefalle

Ressourcenverschwendung ist nicht „nur“ ein riesiges ökologisches Problem, sondern auch ein vermintes Gelände, auf dem die mediale Öffentlichkeit inklusive Social Media jederzeit Aufregung erzeugen kann. Nur ein exemplarisches Stichwort: Elektronikschrott nach Afrika. Der Online- und Versandhandel sieht sich hier (zu Recht) mit heiklen Themen konfrontiert. Amazon etwa stand massiv in der Kritik, weil Retouren und Neuwaren massenhaft vernichtet werden – allerdings: Das Problem betrifft den gesamten Handel.

Wichtiger als die Suche nach Schuldigen ist die Frage: Wie vermeidet man nicht nur schlechtes Gewissen, Shitstorms und – nun ja: eben Ressourcenverschwendung, sondern schafft vor diesem Hintergrund auch ein neues Absatzsegment und für alle Beteiligten eine potenzielle Win-win-Situation? Beispiele dafür gibt es ja:

  • Ikea testet an derzeit fünf deutschen Standorten die „zweite Chance“ für gut erhaltene Möbelstücke: Für ausgewählte Möbel, die zusammengebaut zurückgebracht werden, gibt es eine Guthabenkarte. Die Möbel kommen in die Fundgrube – zum Ankaufpreis plus Mehrwertsteuer.

  • Grüne Erde packt das Problem öffentlichkeitswirksam an der Wurzel an: Mit dem Projekt Think!First sollen Retouren überhaupt minimiert werden (die Seite zeigt auch den Umfang dieses Problems anschaulich auf). Im Outlet des Unternehmens findet man dann auch unter anderem Retouren; die Website bietet Kunden außerdem einen Tauschmarkt für Grüne-Erde-Gebrauchtprodukte.

  • Zalando strebt nicht nur Umsätze in einem Nebenmarkt, sondern natürlich auch Kundenbindung mit dem Wardrobe-Projekt an. Mit einer eigenen App können Kunden ihren Kleiderschrank quasi mit anderen austauschen. Ganz nebenbei erfährt Zalando dabei eine Menge über aktuelle Kundenvorlieben.

Re-Commerce kann ein Gewinn für alle sein

Offenkundig ist, dass die größten Spannen im Re-Commerce bei den führenden Portalen, zum Beispiel Momox und Rebuy (beide seit 2004 auf dem Markt), erzielt werden. Trotzdem können kleine und mittlere Händler bzw. Hersteller auch jetzt noch mit Gewinn auf den Zug aufspringen. Natürlich müssen sie sich dabei ihren spezifischen Markt- und Kundenstrukturen anpassen und – wichtig! – Stolperfallen vermeiden: Unklare AGB führen schon jetzt genauso zu Ärger wie die Praxis, erhöhte Ankaufspreise zu versprechen, die dann nicht erzielt werden. Auch rechtliche Vorgaben können beim Re-Commerce knifflig zu erfüllen sein, etwa hinsichtlich Textilkennzeichnung oder Sicherheitsnormen bei Elektroartikeln.

Fazit: Überraschen Sie Ihre Kunden mit Ihrer eigenen Recycling-Strategie!

Die Chancen, neue Kunden zu gewinnen, vorhandene Kunden zu binden, einen Imagegewinn im Bereich nachhaltiges Unternehmertum zu erzielen und vielleicht tatsächlich auch zusätzliche Umsätze an Land zu ziehen – diese Chancen des Re-Commerce lohnen jedenfalls eine innovationsfreudige Prüfung. Die bereits altbewährten Checks des E-Commerce-Blogs liefern dazu erste Anhaltspunkte. Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf, falls Sie sich einen Online-Shop erstellen lassen möchten.

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