Für viele ist das Bloggen eine moderne Alternative zum klassischen Journalismus geworden. Aus diesem Grund bilden sich immer häufiger die sogenannten Blogger-Relations. Das Bloggen wird nicht mehr nur als Hobby, sondern als Marketing-Instrument von Unternehmen genutzt. Ganze Abteilungen kümmern sich dann um die Vermarktung des Bloggens zu Unternehmenszwecken. Am 11. Dezember 2015 wurde diese aktuelle Thematik aufgegriffen und bildete die Diskussionsgrundlage der Medienfachtagung, die von der Ostfalia Hochschule in Salzgitter veranstaltet wurde.
Im Interview mit c’t Redakteur und Blogger Nico Jurran thematisierten wir bereits die Chancen und Risiken von Blogger-Relations, sowie die rechtlichen Grauzonen. Die Erkenntnisse der #blogcom können nun diesen Ansichten hinzugezogen werden, sodass ein umfassendes und vielseitiges Abbild der Blogosphäre – auch je nach Perspektive – gelingt.
Eine lebhafte Diskussion und ein reger Austausch herrschte zwischen den Teilnehmern der #blogcom. Darunter zirka 250 Studierende, Experten aus der Blogger-Szene, Agenturen und Forscher aus der Branche. Bedingt durch die zahlreichen Perspektivwechsel wurde eine interessante und wertvolle Meinungsvielfalt zu diesem wichtigen Thema geschaffen. Die spannenden Impressionen der #blogcom zu dem Thema Blogger-Relations in der Unternehmenskommunikation werden daher im Folgenden von uns zusammengefasst.
Die Referenten der Expertenvorträge informierten sehr vielseitig über die Zusammenarbeit von Unternehmen und Bloggern und deren Auswirkungen auf die Unternehmenskommunikation. Es gaben sich Djure Meinen, Dr.-Ing. Steven A. Zielke, Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach, Sascha Pallenberg, Johannes Lenz, Oliver Berger und Clara Moring die Ehre und begeisterten ihr Publikum.
Gemeinsam mit den Teilnehmern diskutierten sie unter anderem diese Fragen:
Was zeichnet Blogger aus?
Die Experten auf der #blogcom sind sich einig. Blogger sind Einzelpersonen oder Gruppen, die sich zu verschiedenen Themen äußern. Auf diese Art und Weise erreichen sie ihre individuell unterschiedliche Zielgruppe und versorgen sie mit Informationen. Auch Unternehmen machen sich diesen Effekt zu nutze. Mit Hilfe von Bloggern möchten sie ihre Zielgruppe bestmöglich erreichen.
Wie stehen Blogger zu Blogger-Relations?
Die Lifestyle-Bloggerin Clara Moring und der Techblogger Sascha Pallenberg äußerten auf der #blogcom, dass sie aus Leidenschaft bloggen und in ihren Blogs auch wirklich ihre Meinung vertreten. Sie geben zu bedenken, dass sie nur dann mit Unternehmen zusammenarbeiten, wenn sie es auch wirklich gut finden.
Subjektivität sei für die meisten Blogger also essentiell wichtig. Nicht jeder Blogger verfolge von vornherein eine Strategie, meint Clara Moring. Sie berichtet, dass sie anfangs einfach drauflos schrieb. Später verbog sie sich für Unternehmen zu sehr und verfehlte so ihre Zielgruppe. Eine Strategie, die sie durch ihre Professionalisierung in der Blogger-Szene änderte. Außerdem sei ein Blog viel Arbeit, denn laut Moring vereine das Bloggen mehrere sehr wichtige Arbeitsschritte. Die Arbeit eines Texters, Storytellers, Fotografen, Social-Media-Experten und eventuell sogar eines Betriebswirts. Eine Erklärung dafür, dass viele Blogger sich wünschen, Bloggen zum Beruf zu machen und im gleichen Zuge auch die angestrebte, entgeltliche Zusammenarbeit mit Unternehmen.
Wie setzen Unternehmen Blogger-Relations aktuell um? Wie nutzen Unternehmen diese?
Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach erklärt die Wichtigkeit und den Nutzen von Blogger-Relations in der Unternehmenskommunikation. „Der Trend geht zur Professionalisierung von Blogs, es bleiben jedoch teilweise Amateurmedien“. Auch wenn Bloggen als Amateurmedium authentisch wirkt, birgt es auch die Gefahr, dass Unternehmen die Blogger korrumpieren. Ein Verlust der Glaubwürdigkeit ist eine mögliche Folge. Blogger sollten daher einerseits nicht als billiges Kommunikationsmittel gesehen werden, andererseits sollten Unternehmen das Ergebnis einer Blogger-Recherche aber auch nicht kaufen können.
Entsprechende Agenturen kümmern sich um diese Defizite und regeln die Kommunikation zwischen Bloggern und Unternehmen. Die Agenturen steuern das Erwartungsmanagement der Unternehmen und selektieren passende Blogger je nach Auftrag. Die Relevanz des Blogs (Inhaltlich), Offenheit (Reaktionszeit und Bereitschaft des Bloggers), sowie die Reichweite sind wichtige Kriterien, die Agenturen zu Rate ziehen um Blogger mit Unternehmen zusammenzubringen. Dennoch sollte es keine Korrekturen oder Einschränkungen durch die Agenturen geben. Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach, Leiter einer solchen Agentur, erklärt dazu: „Es wird nur verabredet, was sie macht, aber nicht wie sie es macht“.
Welches Entwicklungspotenzial gibt es bei den Blogger-Relations?
Blogger werden in der Unternehmenskommunikation als Marketinginstrument verwendet. Der Trend geht dabei immer mehr zu Influencer-Relations. So gibt Oliver Berger zu bedenken: „Die Diskussion Blogger-Relations vs. Influencer-Relations weht seit 2013 durch das Dorf“. Influencer werden im Rahmen der #blogcom als über den Bloggern stehend definiert. Sie haben noch mehr Einfluss auf ihre Zielgruppe.
Bloggen über mehrere Kanäle wird immer mehr verlangt werden. Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach vermutet daher: die „Monokanal-Kommunikation spielt zukünftig keine Rolle mehr, sodass eine Kooperation über verschiedene Kanäle (u.a. Blog, Snapchat, Instagram) erfolgt“. Es kann vermutet werden, dass diese Art des Bloggens, die Multikanal-Kommunikation, auch von Unternehmen künftig immer öfter erwartet wird. Des Weiteren wünschen sich viele Blogger eine faire Vergütung und mehr Absicherungen.
Die #blogcom 2015: Ein weiteres Highlight
Die Organisatoren ermöglichten den Teilnehmern der Medienfachtagung außerdem zahlreiche Aktivitäten zum Mitmachen. Ein besonderes Highlight war dabei das Live-Twitter-Gewinnspiel. 50 Follower twitterten Kommentare und Impressionen zur #blogcom. Mit dem erfreulichen Ergebnis, dass #blogcom auf Platz 2 der deutschen #Twittertrends landete.
Fazit: Das war die #blogcom 2015
Mit der Medienfachtagung #blogcom zeigten die Teilnehmer und Organisatoren erneut die Wichtigkeit des Bloggens und der Blogger-Relations in den neuen Medien auf. Sie thematisierten ein prominentes und überaus aktuelles Thema. Inspirierten und animierten zahlreiche junge Leute zum Bloggen, merkten aber auch die negativen Seiten aus der Szene kritisch an. Eine interessante Informationsveranstaltung für all diejenigen, die Spaß am Bloggen haben. „Authentizität ist einer der zentralen Erfolgsfaktoren für Blogger“, so sind sich Teilnehmer und Experten einig.
(Bildquelle: © #blogcom-Team)
Liebe Frau Wittke
Danke für diesen sehr informativen Beitrag.
Blogger Relations ist sicherlich ein interessantes Thema. Aber die Definitionen sind schwierig, z.B.
1. Handelt es sich um einen:
Corporate Blog oder ein Privater/Persönlicher – Hobby Blog 2 Kategorien
Auch Corporate Blogs sind Influencer siehe Tchibo oder Daimler.
Aber auch bei Firmenblogs gibt es Unterschiede. Es kann ein Firmenblog sein (Konzern, Mittelstand, Kleinbetrieb) oder der Blog einer Einzelfirma / freischaffende Journalist.
ALLE diese Blogs können Einfluss haben, aber es muss anders gemessen werden. Will heissen den Einzelblogger mit dem Audi Blogger in Sachen Influence zu vergleichen macht wenig Sinn. Und auch der Audi Blog hat in der Automobilbranche Einfluss und muss von einem Zulieferanten einbezogen werden ins Blogger Relations.
2. Auch wenn wir das oben klar definieren, dann kommt die nächste Herausforderung: Welches ist das primäre Thema das im Blog diskutiert wird.
Z.B. ein Blog zum Thema Versicherung, Bankwesen oder einer zu Marketing, STyle Blogging, etc. behandelt natürlich verschiedene Themen und spricht ganz andere Ziel- und Interessengruppen an.
Wie ich hier Influencer definiere und messen kann ist sicherlich nicht ganz einfach. Z.B. je nachdem ob wir vom Style Blog eines Fashion Labels reden (Hermes) oder aber demjenigen eines Fashion Bloggers (selbständig) macht auch im Influence Marketing ein Unterschied.
Das ist mir in den Unterlagen zur Konferenz nicht ganz klar geworden wie diese wichtigen Unterschiede diskutiert oder definiert wurden. Aber vielleicht bringt ja der kommende 2016 Event Klarheit.
Schönen Tag wünsche ich.
Freundlichst
Urs
PS. In der D-A-CH Region gibt es noch vereinzelt Leute die vom Social Media ROI reden. In den USA ist das seit spätestens 2012 passé.
Den ROI gibt es für das Unternehmen insgesamt.
Für Social Media geht es um Kosten- und Nutzenanalyse, sowie die Entwicklung von steuerungsrelevanten Kennzahlen wie z.B. Social Media und Fussballclubs/Spieler: ==> https://blog.drkpi.de/tag/christiano-ronaldo/
Lieber Herr Gattiker,
vielen Dank für Ihren Kommentar! Sie haben da etwas sehr Wahres angesprochen. Natürlich ist es sehr schwer die Begrifflichkeiten generell zu definieren und voneinander abzugrenzen.
Auf der #blogcom 2015 waren Blogger, Experten und Wissenschaftler aus den verschiedensten Branchen. Entsprechend schwer ist es also feinere Definitionen aufzustellen, da sie ja – wie Sie auch richtig angemerkt haben – von Thema zu Thema etwas unterschiedlich sein können.
Vielen Dank also an Sie für die weiterführenden Gedanken!
Sehr freundliche Grüße an Sie und vorab ein schönes Wochenende!
Katharina Wietzke