Mobile Ranking-Faktoren

In der Kuschelecke für Unternehmen, deren Websites wie eh und je nur für Desktop-Bildschirme gebaut sind, wird es zunehmend einsam, ja ungemütlich. Und irgendwie auch peinlich: Man gehört Image-mäßig zu dem schrumpfenden Rest derer, die wohl den Schuss nicht gehört haben; die sowas von 2007 sind; deren Seiten auf dem Smartphone nach fünf Sekunden ergebnisloser Ladezeit mit einem genervten „Boah, ey!“ weggedrückt werden. – Nein, das ist nicht witzig. Es ist der mit belastbaren Zahlen imposant belegte Ernst der Lage.

Spürbare Marketing-Dynamik im Jahr 1 nach dem Mobilegeddon

Mehr als versechsfacht hat sich die Zahl der Smartphone-Nutzer in Deutschland seit 2009. Die durchschnittliche Nutzungsdauer des Internets: 17 Minuten im Jahr 2000; heute ebenfalls versechsfacht, meldet Statista. In zehn Ländern gibt es bereits mehr Suchanfragen mit Smartphones als mit Desktop-Geräten, verkündete Google schon 2015. Stichwort Google: Wenn es einen ernst zu nehmenden Indikator für Trends bei den Online-Marketing-Kanälen gibt, dann den Primus unter den Suchmaschinen.

Seit 2011 räumt Google dem Sucherlebnis der User mit Mobilgeräten mehr und mehr Platz ein – bis hin zu dem als Mobilegeddon bekannt gewordenen Mobile Update seiner Suchalgorithmen im April 2015. Ein Weckruf mit Folgen: Kaum ein halbes Jahr (!) später fanden sich plötzlich unter den  Top 100 im Google-Index für Sichtbarkeit 90 % Mobile-friendly-Startseiten, gegenüber 76 % zuvor. Das ist nichts weniger als ein Erdrutsch.

Mobile Ranking-Faktoren-Studie von Searchmetrics aus dem Jahr 2015.

Screenshot, Quelle: Mobile Ranking-Faktoren-Studie von Searchmetrics aus dem Jahr 2015.

So können Unternehmen sich selbst Beine machen: Tests für „Mobile“

Die Google Resources for Webmasters auf den Google-Developers-Seiten lösen normalerweise keine Pilgerströme im Netz aus, jedenfalls nicht außerhalb der IT-Szene. Ein Link dorthin hat es aber seit dem Mobilegeddon zu einem gewissen Kultstatus gebracht. Er führt zum Mobile-friendly-Test: Daumen rauf oder runter für jede Webseite, die dort eingegeben wird, und das meist in kaum mehr als einer Minute: „Großartig! Diese Seite ist für Mobilgeräte optimiert.“

Oder eben nicht. In letzterem Fall erteilt Google auch freundlichen Rat. Den sollte man tunlichst beherzigen. Denn die wachsende Zahl mobil suchender Nutzer wird eine solche Seite kaum noch in ihren Suchergebnissen präsentiert bekommen. Und selbst wenn: Nur Masochisten oder existenziell von dieser Seite Abhängige werden die quälende Erfahrung über sich ergehen lassen, die sie mit ihrem kleinen Smartphone-Screen erwartet.

Ungläubige könnten sich damit zu beruhigen versuchen, dass solche Dinge vielleicht für eine Zielgruppe wichtig sind, die auf der Suche nach der nächsten Billigtankstelle ist, „aber doch nicht für mich!“ – Auch das lässt sich herausfinden. Man muss nur nachsehen, über welchen Suchbegriff das eigene Unternehmen auffindbar sein sollte: die Keyword-Analyse der Google Search Console öffnen und bei Suchanfragen → Suchanalyse das gewünschte Keyword aus der Liste auswählen (mit dem Doppelpfeil am Zeilenende); dann den Knopf „Geräte“ aktivieren. So sehen Sie genau, wie hoch der Anteil der Smartphone- und der Tablet-Nutzer ist, die den Suchbegriff verwenden.

SEO für Mobilgeräte = SEO für Menschen = Erfolg im Website-Ranking

Suchmaschinenoptimierung (SEO) soll ja Websites auf den Suchergebnisseiten nach vorne bringen, auf gut Deutsch: das Ranking pushen und so Kunden anziehen. Deren Customer Journey beginnt lange vor der Kaufentscheidung mit ersten, oft spontanen Internet-Suchen – und das immer mehr auf Smartphones. Allein das ist Grund genug, mit Hochdruck mobile SEO zu forcieren. Hundert weitere Gründe liefert die Searchmetrics-Studie „Mobile Ranking-Faktoren“.

Die Bedeutung schneller Ladezeiten, das No-Go von Unterbrecherwerbung, Flash-Elementen, lästigen Weiterleitungen und noch viele andere Ranking-Faktoren – alte wie neue – lassen sich hier studieren und in diesem Beichtspiegel mit den Sünden der eigenen Website abgleichen. Google ist bereit, zu vergeben – allerdings nur, wenn die Optimierung für Mobilgeräte zügig umgesetzt wird.

Tröstlich sind dabei zwei sich andeutende Trends: Es scheint, dass langsam die oft absurd gesteigerte Backlink-Sammelwut – an der Grenze zur Unlauterkeit oder darüber – entbehrlich wird; für inflationäre Keyword-Verwendung gilt das bekanntlich schon längst. Und Content gewinnt nochmals an Bedeutung gegenüber den meisten anderen Faktoren. Der von Google gebetsmühlenartige wiederholte Rat, den Inhalt von Websites doch bitte für Menschen und nicht für Suchmaschinen zu entwerfen, gilt interessanterweise mobil noch mehr als stationär.

Fazit: Gesunder Menschenverstand kommt der mobilen Suche entgegen

Das Fazit ist zugleich die gute Nachricht: Wer einen unbedarften Menschen mit dem Smartphone auf die Suche nach seinem Unternehmen schickt und aufmerksam dessen Erfahrungen verfolgt, der weiß schon sehr viel über die SEO-Herausforderungen, denen er sich stellen sollte.

Und es gibt eine zweite glückliche Fügung. Vieles, was der Suchmaschinenoptimierung für mobile Geräte dient, hilft auch einer der wichtigen Zukunftsstrategien: dem Inbound Marketing. Dabei suchen und finden Menschen auf der Unternehmenswebsite nützlichen, interessanten, reichhaltigen und hochwertigen Inhalt. Genau deshalb werden sie zu Kunden – nicht weil sie ununterbrochen mit Werbung bombardiert werden. Dieses Pull Marketing (statt Push Marketing) ist übrigens für beide Seiten angenehmer. Wer jetzt damit anfängt, kann noch viele hinter sich lassen.

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