Die neue dominante Hirnregion in Googles Suchalgorithmus wird ein Jahr alt. Am 26. Oktober 2015 platzte die Mitteilung über das neueste Google Update von Bloomberg-Autor Jack Clark wie eine Bombe in die SEO-Szene: Eine künstliche Intelligenz namens RankBrain lernt selbsttätig, Suchanfragen zu interpretieren. Schon jetzt werden die Suchergebnisse „zu einem sehr großen Anteil“ von RankBrain erzeugt. Und es ist bereits das drittwichtigste der vielen Hundert Signale, die das Ranking beeinflussen, berichtete Clark unter der Schlagzeile „Google übergibt das lukrative Suchgeschäft den KI-Maschinen“. – Mit welchen Folgen?
Klügere Antworten auf dümmere Fragen –
und noch bessere Ergebnisse auf die ganz normale Suche
„Dauert’s lang bis Weihnachten? Wo ist der nächste Doc? Wer repariert meinen Platten?“ Wenn man Google so etwas zumuten kann – und man kann! –, dann könnte RankBrain im Spiel sein. Mehrdeutige Worte oder Formulierungen, die bisher nie in der Suche vorkamen, interpretiert die Software aufgrund plausibler Vermutungen. Was der User davon dann anklickt, nimmt RankBrain natürlich umgehend in sein Repertoire auf.
Es geht aber nicht nur um schlampig formulierte oder bisher unbekannte Fragen, auch wenn immerhin 15 % aller Suchanfragen für die Suchmaschine neu sind, also so noch nie formuliert wurden. Wichtiger ist, dass RankBrain das Ergebnisniveau bei Suchen verbessert – also auch bei Fragen, die für Google schon bisher „leicht verständlich“ waren. Es wird also wohl immer öfter passieren, dass bereits die ersten Suchergebnisse den Volltreffer liefern, den der User bekommen wollte.
SEO für Websites wird nicht anders, aber noch wichtiger
Was bedeutet das für die Zukunft von Google? Es wird spekuliert, dass der Selektionsdruck durch das Ranking weiter zunimmt: Um auf den Suchergebnisseiten wahrgenommen zu werden, reicht es vielleicht nicht mehr, auf Seite 1 zu stehen, sondern es muss Platz 1 bzw. zumindest einer der obersten Plätze sein. Das hat sich bereits bei Veröffentlichung einer Sistrix-Studie im Herbst 2015 angedeutet; da war RankBrain zwar noch unbekannt, aber bereits eifrig an der Arbeit. Außerdem: Google-Nutzer lernen ja auch. Wer immer öfter schon im ersten Suchergebnis fündig wird, ruft immer seltener die weiter unten gereihten Seiten auf.
Die Tipps im Zusammenhang mit der erwähnten Studie behalten also ihre Gültigkeit, sogar mehr: Sie rücken noch stärker in den Mittelpunkt, wenn es darum geht, mit genau bedarfsgerecht formulierten Inhalten einen Gesamtcontent auf Unternehmenswebsites zu erschaffen und so Suchmaschinen und Nutzer auf die richtige Fährte zu bringen.
Die alte Werbetext-Formel KISS (Keep It Short and Simple) ist nicht tot, aber sie muss neu umgesetzt werden: Kurz und einfach muss die Botschaft sein, die auf Landing Pages sofort ins Auge springt. Aber „dahinter“ – ob nun intern verlinkt, auf Unterseiten oder in Pop-up-Fenstern – muss das ganze Universum an Information stehen, das mit dem jeweiligen Produkt oder Service verbunden ist. Das ist der rich content, den Google liebt. Und der Nutzer übrigens auch.
Google-Ranking: SEO-Handwerk hat immer noch goldenen Boden
Ein Rest von „Lesen im Kaffeesatz“ bleibt immer bei der Suchmaschinenoptimierung, weil Google seine Intimitäten nicht preisgibt. Nur, dass manche im Geschäft für diesem Kaffeesatz routinierte Expertise haben. Im Jahr 1 nach RankBrain gibt etwa Cyrus Shepard bei moz.com die Empfehlung aus, das Ranking durch fleißig publizierten fresh content zu pushen. Auch was der SEO Hacker zum Thema RankBrain mitteilt, sind im Grunde genommen alte Kamellen – aber sie gelten unvermindert: Das alte Handwerkszeug der SEO:
- noch umfassender schreiben
- auf mehr Fragen antworten
- auf Fragen antworten, die über den Head Term (das zentrale Stichwort) hinausgehen, d.h. auf Fragen, die bisher noch gar nicht gestellt worden sind
- so viel veröffentlichen, dass man zur Autorität in einem Sachgebiet wird
- Evergreen-Anlaufseiten zu klassischen Kurz-Keywords schaffen
Für Keywords bedeutet das, mithilfe sprachlicher Fantasie und z.B. der automatischen Suchwortergänzung und dem Keyword-Planer von Google noch stärker als bisher alle textlichen Facetten möglicher Suchwortkombinationen auf der Website abzubilden. Gute Webtexter wissen, wie es geht, dass das dann auch noch schön zu lesen ist …
Fazit: Mit sauberem, regelmäßigem Content punkten
Nicht einmal bei Google selbst verstehen sie wirklich, was RankBrain tut und wie es das tut, berichtet Denny Sullivan, einer der Gründer von Search Engine Land aus erster Hand. Aber sie hätten es letztlich deswegen erfunden, damit „great content“ belohnt wird. Wer noch mehr great content zu RankBrain lesen will: Sullivan hat aktuell auch ein dickes FAQ-Papier zu RankBrain online gestellt – mit „allem, was wir darüber wissen“.
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Sehr geehrter Herr Praschma,
erst einmal vielen Dank für den sehr interessanten und ausführlichen Beitrag. Mich würde ja interessieren, ob es diesbezüglich schon ein Update von Ihnen gibt und wenn ja, wo ich dieses auffinden kann? Bisher habe ich leider nur diesen aktuelleren: https://www.onlinesolutionsgroup.de/blog/rankbrain/ Beitrag gefunden. Er ist zwar ebenfalls sehr informativ, jedoch wäre es auch noch interessant zu wissen, ob Google inzwischen schon herausgefunden hat, wie und was RankBrain tut. Vielleicht hätten Sie ja Informationen dazu, die Sie mit uns teilen möchten.
Ganz konkret zu der letzten Frage habe ich nichts gefunden. Über die Auswirkungen auf die SEO haben sich schlaue Leute aktuell nochmal detaillierter gebeugt: https://thenextweb.com/contributors/2017/05/22/real-impact-googles-rankbrain-search-traffic/#.tnw_BYa11RmP