Auf der ersten Seite bei der Google-Suche stehen in der Regel zehn organische Ergebnisse. Das oberste davon wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent angeklickt, beim zweiten sind es 16 Prozent Ganz unten auf der Seite, bei Nummer 10, liegt die Wahrscheinlichkeit schon unter 1 Prozent. Und über den Rest braucht man nicht mehr zu reden – Platz 11 kommt nur noch auf 1,7 Promille. Das hat der deutsche Marketing-Software-Anbieter Sistrix auf Basis der Auswertung von über 124 Mio. Klicks auf mehrere Tausend Domains herausgefunden.
Entscheidend ist: Wonach suchen die Leute?
Die Sistrix-Untersuchung provoziert die Frage: Wozu soll ich Geld und Zeit in SEO investieren, die mir ja ohnehin keine Garantie auf Platz 1 bis 3 auf der Google-Siegertreppe geben kann? Schon als Dritter hätte ich ja nur noch eine „trostreiche“ Klickwahrscheinlichkeit von 8 Prozent! Für eine sinnvolle Antwort darauf darf man aber nun nicht in Schockstarre verfallen; denn es geht gar nicht um Sieg oder Verdammnis.
Das Ergebnis schert nämlich alle Klicks über einen Kamm, egal ob zuvor nach einer Marke oder vielleicht nach Rat und Hilfe in allen Lebenslagen gesucht wurde; egal, von wem, warum, zu welcher Zeit usw. Der einzige Filter der Untersuchung war: nur organische Suchergebnisse, also z.B. keine Adwords-Anzeigen. Genau das ist aber zugleich Stärke und Schwäche der Studie:
Die Details der Suche machen aber den großen Unterschied.
Kluges Keyword-Management hilft immer noch
Eine gute Suchmaschinen-Sichtbarkeit für „ganz normale“ Unternehmensseiten ist trotz dieser vermeintlich niederschmetternden Zahlen durchaus realistisch. Der Eindruck „alles oder nichts“ trügt nämlich. Betrachtet man die häufigsten Google-Suchanfragen, fällt auf: Bei diesen Suchen ist es direkt naheliegend, nur das erste Ergebnis anzuklicken. Man will ja oft gezielt zur Marken- oder Produktseite. Logisch also: Milliarden von Suchen, die einfach aufgrund des Suchinteresses mit der erstbesten Antwort gut bedient sind, erklären den Löwenanteil der sagenhaften 60 Prozent Klickwahrscheinlichkeit für Google-Platz 1!
Wer hingegen einen Gebrauchtwagenhändler im Umkreis von 20 km sucht, gibt von vornherein nicht einfach „Gebrauchtwagen“ ein, um dann auf mobile.de oder gebrauchtwagen.de zu landen – und wenn, dann wird er herumklicken müssen, bis er regional fündig wird.
Die zweite beruhigende Nachricht kommt von der Sistrix-Studie selbst: Die Deutschen sind im Vergleich deutlich klickfreudiger als der Durchschnitt. Fast jeder Zweite klickt noch mindestens ein zweites Suchergebnis an.
Beides gemeinsam bedeutet: Wer mit seiner Website etwas bietet, das ohnehin eine etwas ausgefeiltere Google-Suche erfordert, muss sich nur dann Sorgen machen, wenn seine Seite auch bei verschiedenen treffgenauen Suchen nicht wenigstens auf der ersten Seite der SERPs erscheint.
Also: Die SEO-Strategie vom Kopf auf die Füße stellen
Wenn man sich vom ersten Schreck – „Es ist alles sinnlos!“ – erholt hat, empfiehlt sich ein nüchterner Blick auf Google Analytics bzw. die Ergebnisse eines anderen Analysetools für die eigenen Seiten. Es hat sich wahrscheinlich nach wie vor nichts daran geändert, dass man über Google gefunden wird. Und natürlich lässt sich das auch jetzt noch steigern, mit guter Beratung auch bis auf einen der Spitzenplätze – vorausgesetzt, im eigenen Content sind z.B. die Keywords richtig verteilt, sodass sie die entsprechenden Suchbegriffe matchen können. Die unzähligen anderen goldenen Regeln für State-of-the-Art-SEO natürlich nicht zu vergessen.
Vielen dank für die Informationen und die ausführliche Erklärung. Denke das der Artikel ziemlich hilfreich sein wird.
Gruß Anna
Sehr interessant. Aber der Hauptsuchbegriff ist ja nicht immer der entscheidende. Da gibt es ja noch die Möglichkeit der vielen Unterseiteneuen die dann wiederum häufig auf Platz 1 zu finden sind auch wenn der Hauptsuchbegriff ewig irgendwo zwischen Platz 8 und 11 wandert
SEO ist zwar wichtig, aber, wenn man Geld verdienen will oder muss, dann führt kein Weg an Google AdWords vorbei.
Obwohl es wahrscheinlich nicht in jeder Branche gleich ist.
Danke für die detaillierte Erklärung.
Hallo Michael, liebes Heise-Team.
In der Kürze liegt bekanntlich die Würze :)
Nun ist dieser Beitrag ja „schon“ sechs Jahre im Netz, in solch einer Zeit tut sich besonders im Netz sehr viel.
Die letzte Überschrift „Also: Die SEO-Strategie vom Kopf auf die Füße stellen“ interpretiere ich so, dass Strategien immer überdacht, reflektiert, angepasst und verbessert werden sollte, sowohl als SEO-Experte als aber auch als Unternehmer.
Vor zehn Jahren hätte ich auch niemals gedacht, wie bedeutsam einmal AdWords werden wird, doch Google hat es verdammt clever angestellt, daher muss ich hier „Locksmith“ absolut recht geben.
Ihr vom Heise-Team erstellt ja ganz schön viel und vor allem guten Content. Ist klasse, wir Ihr „freshness“ liefert.
In diesem Sinne, freue ich mich auf weitere spannende Beiträge,
euer Heise-Fan,
Winfried
Hallo Winfried,
vorweg: danke für das Lob – es spornt uns an, das Level zu halten und möglichst noch besser zu werden. Und es ist auch interessant, dass du einen schon so „alten“ Beitrag kommentierst. Denn das gibt Anlass nachzuprüfen, ob das in der Zwischenzeit schon kalter Kaffee geworden ist.
Aber: Nein, im Prinzip stimmt es noch. Trotzdem ist dein Fazit richtig. Und es bestätigt mich als Autor, der immer bestrebt ist, die jeweils letzten Rardarbilder der SEO-Gurus auf eine Ebene herunterzubrechen, wo Leute mit einem Webshop oder einer Unternehmens-Website etwas damit anfangen können. Wenn das gelingt, hat sich die Arbeit gelohnt.
Feedback dazu ist mir und den anderen Autorinnen und Autoren hier im Blog stets willkommen.
Michael
Google, ist eine Herausforderung. Wer möchte den nicht auf Google Platz 1 landen. Aber wohl unmöglich. Danke für die Infos.
Lg Alisa