Absprungrate mit Google Analytics analysieren

Screenshot, Quelle: Google Analytics

Es gibt nach wie vor zahlreiche Unternehmen, vor allem klein- und mittelständische Unternehmen, die den Online-Marketing-Kanal als unwichtig erachten und eine Firmen-Webseite im Netz präsentieren, die potentielle Kunden eher abschreckt. In unserem Arbeitsalltag haben wir auch eine Reihe von Unternehmen kennengelernt, die die Relevanz des Online-Marketings bereits verinnerlicht haben und entsprechend Werbebudgets in diesem Kanal einsetzen, um z.B. die Anzahl der Besucher auf der eigenen Firmen-Webseite zu steigern. Doch einige dieser Unternehmen fragen sich, warum potentielle Kunden auf der Webseite nicht konvertieren, also z.B. ein Kontaktformular ausfüllen, einen Online-Kauf tätigen oder eine Probefahrt online vereinbaren oder warum die Conversionrate nur bei 0,5% liegt. Ein wichtiger Grund ist, dass viele Webseiten Schwachstellen aufweisen und das eingesetzte Online-Marketing-Budget verpufft. Mit der Kennzahl Absprungrate können Sie Ihre Webseite auf mögliche Schwachstellen untersuchen, die Qualität Ihrer Traffic-Quellen und Kampagnen schnell und einfach bewerten.

Webanalyse-Daten erheben, verstehen und handeln

Unternehmen, die sich bereits mit dem Thema Webanalyse beschäftigen (z.B. den kostenlosen Webanalyse-Dienst Google Analytics im Einsatz haben), stehen häufig vor dem Problem, was sie mit den unzähligen Daten, die tagtäglich erhoben werden, jetzt überhaupt anfangen können. Website-Daten zu tracken ist heutzutage sehr einfach – es wird aber auch immer jemand benötigt, der diese Daten versteht, analysiert und Handlungsempfehlungen daraus ableiten kann.

An alle Webanalyse-Einsteiger: Starten Sie mit der Analyse der Absprungrate!

Wenn Sie das Thema Webanalyse jetzt selber in die Hand nehmen wollen, empfehle ich Ihnen, nicht gleich sämtliche Daten, die ein Webanalyse-Tool täglich erhebt, zu betrachten und zu interpretieren, sondern sich zuallererst auf die Kennzahl Absprungrate zu fokussieren.

  • Das Layout Ihrer Webseite ist veraltet.
  • Ihre Webseite besteht nur aus einer einzigen Seite.
  • Ihre Seite besteht überwiegend aus Werbeanzeigen.
  • Auf Ihrer Seite werden sogenannte Pop-Up-Banner angezeigt.
  • Sie verwenden Flash-Elemente, die bestimmte Browser nicht lesen können.
  • Die Ladezeit Ihrer Webseite ist sehr hoch.
  • Die eigentlichen Inhalte sind auf zu vielen Unterkategorien verteilt.
  • Ihre Seite ist unstrukturiert, so dass Nutzer nicht das finden, was sie eigentlich gesucht haben.
  • Auf Ihrer Seite wird keine interne Suche angeboten bzw. die Sucheingabemaske findet sich nicht im sofort sichtbaren Bereich.
  • Ihre Seite ist nicht mobiloptimiert.
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Sollten einige dieser oben genannten Punkte auf Ihrer Webseite zutreffen, kann es sein, dass Besucher direkt wieder von Ihrer Webseite abspringen, zur Google-Suche zurückkehren und ein anderes Suchergebnis – womöglich das Ihrer Konkurrenz – auswählen.

Sonderfälle: Hohe Absprungraten können auch normal sein

Es gibt auch Ausnahmen, bei denen eine hohe Absprungrate völlig normal ist, z.B. bei Landingpages, die nur aus einer einzigen Seite bestehen. Und auch auf Blog-Seiten ist die Absprungrate in der Regel immer etwas höher als auf anderen Seiten, weil (wiederkehrende) Nutzer über Bookmarks, über einen Facebook, Twitter oder Google+ Verweis oder über einen RSS-Feed auf einen neuen Blog-Artikel kommen, diesen dann lesen und danach die Seite wieder ganz „natürlich“ verlassen. Also in diesen beiden Fällen gibt keinen wirklichen Grund zur Sorge bei einer auffällig höheren Absprungrate.

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Wie Sie mit Hilfe der Kennzahl Absprungrate Schwachstellen Ihrer Webseite finden und gute bzw. schlechte Traffic-Quellen und Werbekampagnen identifizieren können:

Untersuchen Sie die Absprungraten Ihrer Traffic-Quellen!

Um festzustellen, wie die Absprungraten von Ihren Traffic-Quellen sind, rufen Sie sich einen Bericht über Akquisition –> Alle Zugriffe –> Channels auf. Auf einer unserer Seiten sieht das z.B. so aus:

Abspungrate_Channels_mit_Google_Analystics_analysieren

Screenshot, Quelle: Google Analytics

Sollten Sie hier feststellen, dass bestimmten Quellen eine zu hohe Absprungrate im Vergleich zu anderen Quellen haben, werden Sie aktiv. Achten Sie hier insbesondere auf die Quelle Paid Search: Denn besonders die bezahlten Suchzugriffe sollen ja idealerweise konvertieren und nicht sofort wieder von Ihrer Seite abspringen. In unserem Beispiel-Report sehe ich adhoc für den Channel „Display“ einen ersten Warnhinweis, dass der Traffic über diesen Channel nicht so gut konvertieren wird. Eine Bouncerate von über 75% gibt Anlass, diesen Channel und all das, was damit zusammenhängt (z.B. Wording und Gestaltung der Banner-Werbemittel, Placements, Zielseite) genauer zu untersuchen. Wenn sich durch Maßnahmen diese Zahl nicht nach unten bewegt, werde ich den Traffic, der über den Channel „Display“ kommt, einfach komplett runterfahren und in andere Channels investieren, die besser performen.

Untersuchen Sie die Absprungrate Ihrer Top 20 Zielseiten!

Es gibt Seiten auf Ihrer Webseite, über die besonders viele Besucher auf Sie gestoßen sind. In der Regel ist das natürlich die Startseite, also die „Homepage“ Ihrer Webseite. Darüber hinaus gibt es aber auch viele weitere Seiten, die als so genannte Zielseiten in Google-Analytics angezeigt werden. Nutzer können auf unterschiedliche Art und Weise auf diese Unterseiten Ihrer Webseite gelangen. Am wahrscheinlichsten ist es, dass Nutzer über eine Google-Suche auf diese kommen. Um sich diesen Zielseiten-Bericht anzeigen zu lassen, gehen Sie in Google-Analytics auf Verhalten –> Website-Content –> Zielseiten. Wenn ich das bei einer unserer Seiten mache, bekomme ich folgende Auswertung angezeigt (ich habe mir diesen Bericht noch nach „verglichen mit dem Websitedurchschnitt“ gefiltert)

Abspungrate_Zielseiten_Google_Analystics_analysieren

Screenshot, Quelle: Google Analytics

Die roten Balken geben Anlass zum Handeln. Warum springen Besucher dieser Seiten im Vergleich zu anderen Seiten öfter ab? Diese Seiten scheinen Schwachstellen aufzuweisen. Was kann ich hingegen von anderen Seiten lernen, die eine geringe Absprungrate haben als andere? Was wurde hier auf diesen Seiten besser bzw. anders gemacht?

Untersuchen Sie die Absprungraten Ihrer trafficstärksten Seiten!

Neben den Top 20 Zielseiten sollten Sie auch die Absprungrate Ihrer trafficstärksten Seiten unter die Lupe nehmen. Dafür erhalten Sie einen Bericht, in dem Sie in Google-Analytics auf Verhalten –> Website-Content –> Alle Seiten gehen.

Abspungrate_Alle_Seiten_mit_Google_Analystics_analysieren

Screenshot, Quelle: Google Analytics

Auch in diesem Beispiel würde ich mir diejenigen Seiten genauer anschauen, bei denen der Balken nach rechts ausschlägt. Grundsätzlich: Prüfen Sie, ob jede Seite einen entsprechend gut platzierten „Call to Action“ hat, und ob der Inhalte wirklich optimal platziert ist. Gibt es einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen Ihren Kampagnen (E-Mail, AdWords, Display) und der Zielseite, auf die Ihre Kampagnen verlinkt wurden?

Untersuchen Sie die Absprungraten Ihrer Top verweisenden Zugriffe!

Das Ziel mit diesem Bericht (gehen Sie über Akquisition –> Alle Zugriffe –> Verweise) ist es, schlechte Traffic-Quellen zu identifizieren. Fragen Sie sich, warum und mit welcher Intention Besucher von diesen verweisenden Webseiten auf Ihre Seite kommen.

Abspungrate_Verweise_mit_Google_Analystics_analysieren

Screenshot, Quelle: Google Analytics

Wieso liefert uns in diesem Fall www.dasoertliche.de keinen qualifizierten Traffic im Sinne einer geringen Absprungrate im Vergleich zu anderen Verweis-Zugriffen wie z.B. www.facebook.com oder www.heise-medien.de? Überlegen Sie, ob Sie nicht zukünftig auf unqualifizierte verweisende Traffic-Quellen verzichten können oder etwas ändern können, damit dieser Traffic besser konvertiert.

Untersuchen Sie die Absprungraten Ihrer bezahlten Suchzugriffe auf Kampagnen-, Anzeigengruppen und Keyword-Ebene!

Wenn Sie Google AdWords Anzeigen schalten und hier viel Geld investieren, achten Sie ganz besonders darauf, was diese Nutzer auf Ihrer Webseite machen. Oder wollen Sie etwa Geld zum Fenster rausschmeißen?! Nach Verknüpfung Ihres Google AdWords-Kontos mit Google Analytics ist es möglich, die Absprungrate für jedes einzelne Keyword, das Sie in AdWords gebucht haben, zu untersuchen im Hinblick auf Absprungrate, Seiten pro Sitzung und Verweildauer. Mit diesen Daten sollten Sie unbedingt arbeiten.

Abspungrate_AdWords_Anzeigengruppe_mit_Google_Analystics_analysieren

Screenshot, Quelle: Google Analytics

Wenn Sie feststellen, dass manche Anzeigengruppe oder Keywords extrem schlecht performen im Vergleich zu anderen, pausieren Sie diese Anzeigengruppe oder Keywords umgehend in Ihrem AdWords-Konto. In diesem Beispiel habe ich die Keywords aus der Anzeigengruppe „Internetseite erstellen“ vorerst pausiert und detaillierter betrachtet. Prüfen Sie also grundsätzlich, ob Sie wirklich relevante Inhalte für die gebuchten Keywords auf Ihrer Webseite haben. Vielleicht haben Sie ja bereits eine thematisch passende Unterseite auf Ihrer gesamten Webseite, die Sie als Zielseite für diese „schlechten“ Keywords über eine neue AdWords-Anzeigengruppe aussteuern können? Falls nicht, erstellen Sie neue Inhalte, die noch besser auf die Suchintention des Users abgestimmt sind und einen eindeutigen „Call-to-Action“ haben.

Was ist eine gute Absprungrate?

Diese Frage ist pauschal nicht so einfach zu beantworten. Die Absprungrate ist immer abhängig vom Zweck der Webseite. Eine Bounce Rate unter 20% zu erreichen, ist mit sehr viel harter Arbeit und fortlaufendem A/B-Testing verbunden. Ich denke, eine Absprungrate unter 35% ist schon gut. Liegt die Bounce Rate über 60%, gibt es sicherlich viel Optimierungspotential. Analysieren Sie vor allem die Bounce Rate von neuen Besuchern. Gerade von der Gruppe der neuen Besucher erhoffen Sie sich ja beim ersten Kontakt mit Ihrer Firma/Marke ein gewisses Engagement. Springen diese direkt wieder, ist das kein gutes Zeichen für die Qualität Ihrer Inhalte und das Layout Ihrer Webseite. Hier ein kurzer Hinweis: Durch Änderungen am Standard Google Analytics Tracking Code, können Sie in die Auswertung der Google Analytics-Absprungrate auch den Anteil der Websitebesucher zusätzlich mit einbeziehen, die kürzer als 10 Sekunden verweilen. Das hat natürlich Auswirkungen auf die gesamte Kennzahl Absprungrate. Welche Schritte Sie vornehmen müssen und welche Auswirkungen diese Anpassung konkret mit sich bringen kann, beschreibt Peer Wandiger.

Fazit

Nicht zu unrecht betitelt Avinash Kaushik, Netzguru und Digital Marketing Evangelist für Google, die Absprungrate in seinem Buch Web Analytics 2.0 als „sexiest metric ever“. Denn wenn Sie es durch Eingriffe auf Ihrer Webseite schaffen, die Absprungrate zu senken, können Sie nur gewinnen. Warum? Viele weitere Kennzahlen werden sich im Zuge der Reduzierung der Bounce Rate auch verbessern: Die Verweildauer, die Anzahl der Seiten pro Sitzung, die Zahl der Seitenaufrufe wird steigen und auch die Zahl der wiederkehrenden Nutzer wird wahrscheinlich steigen. Wenn sich diese KPIs positiv entwickeln, wird sich die wichtigste Kennzahl, die Conversionrate, auch nach oben entwickeln. Also: Worauf warten Sie noch? Fangen Sie noch heute an, Ihre Absprungrate wie oben beschrieben zu untersuchen, um Schwächen und Stärken Ihrer Webseite, Traffic-Quellen und Werbekampagnen zu identifizieren und anschließend Optimierungen vornehmen zu können.

Zum Schluss meines Artikels empfehle ich noch folgendes Video mit dem oben genannten Avinash Kaushik zum Thema Google Analytics – Bounce Rate: The Simply Powerful Metric.

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