Online Shopping Marktplätze

Wie oft wurde schon über dieses ungleiche Duell berichtet: Auf der einen Seite stehen Versand- und Handelsriesen wie Amazon, auf der anderen lokale Geschäfte wie die kleine inhabergeführte Buchhandlung, die früher oder später die Waffen strecken muss. Es ist eben komfortabler, auf dem heimischen Sofa und mit dem Smartphone shoppen zu gehen.

Seit einigen Monaten jedoch boomt ein Konzept, das die positiven Aspekte beider Modelle miteinander verbindet: lokale Online-Marktplätze. Sie bilden die Geschäfte eines kompletten Stadtviertels im Internet ab. Das Geld bleibt im Ort, und die Kunden haben die Wahl, ob sie sich die Ware zuschicken lassen oder sie persönlich im Laden abholen wollen. Die Gewerbetreibenden, in kleinen Orten mitunter Einmannbetriebe oder Kleinstunternehmen mit wenig IT-Know-how, erhalten dabei Unterstützung auf ihrem Weg in die Netzwelt. Und wenn die Kunden vorab prüfen können, ob das Produkt, das sie suchen, tatsächlich vorrätig ist, trägt das nicht zuletzt auch zum Erhalt der Innenstädte bei.

Die Kunden schätzen das Angebot

Das klingt in der Theorie durchaus vernünftig, aber wie sieht es in der Praxis aus? „Konsumenten in Deutschland bewerten lokale Online-Marktplätze grundsätzlich positiv“, heißt es in einer repräsentativen Umfrage von KPMG und dem Institut für Handelsforschung (IFH) Köln. Als nützlich wird vor allem bewertet, dass die Portale Informationen über Händler in der Umgebung verfügbar machen und darüber Auskunft geben, welche Produkte Geschäfte in der eigenen Region anbieten. „Lokale Online-Marktplätze eignen sich für Händler nicht nur, um in den E-Commerce einzusteigen, sondern auch, um die Sichtbarkeit im Netz zu erhöhen – ohne die Kosten für einen professionellen Web-Auftritt allein tragen zu müssen“, sagt IFH-Geschäftsführer Dr. Kai Hudetz.

In puncto Service stehen Zusatznutzen und Bequemlichkeit ganz oben auf der Wunschliste der Kunden: 95 % erwarten die Möglichkeit, die Warenverfügbarkeit zu prüfen, 86 % eine Online-Reservierung mit anschließender Abholung im Geschäft. Die meisten wollen außerdem ihre Retouren im Laden abgeben können. Und: 82 % wollen auch nicht auf die Angebote größerer Händler und Filialisten in ihrer Stadt oder Region verzichten. Oftmals kochen die allerdings ihr eigenes Süppchen.

Ein wenig Know-how kann nicht schaden

Doch das ist nicht die einzige Hürde in der Umsetzung des Konzepts, wie Thilo Grösch, Pressesprecher beim Shopping-Plattform-Anbieter LocaFox, der Wirtschaftswoche verriet: Die größte Schwierigkeit liege darin, von den Händlern Daten zu aktuellen Produktverfügbarkeiten zu bekommen: „Der stationäre Einzelhandel hinkt hier im internationalen Vergleich etwas hinterher.“

Händler, die bereits Erfahrung mit elektronischen Warenwirtschaftssystemen und dem Online-Verkauf haben, sind klar im Vorteil. Auch Shop-Betreiber, die ihre Produkte schon seit langer Zeit eigenständig im Internet anbieten, können profitieren. Ein bestehender Online-Shop kann entweder in die Plattform eingebunden werden, oder sie dient als zusätzlicher Vertriebskanal. Die vermeintliche Konkurrenz zu den Branchenriesen kann übrigens genauso gut in eine Kooperation münden: 50 Händler in Mönchengladbach bieten ihre Waren beispielsweise gemeinsam auf einer eigenen eBay-Seite an.

Zeigen Sie Präsenz in der Online-Nachbarschaft!

Wer noch keine klaren Vorstellungen von den verschiedenen Möglichkeiten hat – etwa der Lieferung am selben Abend – kann sich auf einer Shopping-Tour durch die Marktplätze inspirieren lassen. Größere Plattformanbieter sind beispielsweise Atalanda mit Städten wie Wuppertal und Göppingen, sowie LocaFox mit Projekten etwa in Bochum und Hamburg. Noch recht jung ist das Unternehmen Locamo, das zwar den lokalen Einzelhandel im Fokus hat, aber auch als bundesweiter Anbieter auftritt.

Derzeit wird unter anderem von diversen Medienhäusern viel Geld in den Aufbau von lokalen Marktplätzen gesteckt. Ob sie sich dauerhaft durchsetzen, ist noch offen. So oder so liefern sie Online-Händlern (und solchen, die es werden wollen) einen weiteren Anreiz, über die eigene Strategie im Netz nachzudenken. Denn ganz ohne Internet-Auftritt wird es auch für alteingesessene Geschäfte mit langer Tradition zunehmend schwerer, sich am Markt zu behaupten.

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