Online Shops

Das Weihnachtsgeschäft ist für viele Händler traditionell die umsatzstärkste Zeit. Insofern sorgte es für viel Aufsehen, als Amazon am 22. November 2018 ein Ladengeschäft mitten auf dem Berliner Ku’Damm eröffnete: das sogenannte #HomeofChristmas. Zwar nur für wenige Tage als Pop-up-Store und mit thematisch stark begrenztem Sortiment. Noch nicht einmal einkaufen konnte man dort, zumindest nicht direkt: Der Laden sollte als Inspiration dienen und bot ein Unterhaltungsprogramm inklusive Promis. Shoppen ging nur per Amazon-App oder später, vom heimischen Desktop-Rechner aus. Ein wenig ironisch war es aber schon: Ausgerechnet der mit Abstand größte Online-Händler von allen, der von manchen lange Zeit stellvertretend für den Niedergang städtischer Einkaufsmeilen verantwortlich gemacht wurde, ging in den stationären Handel. Angekündigt wurde ein solcher Schritt schon Ende 2017, mit weiteren Stores in Europa wird gerechnet.

Konstante Umsatzsteigerung im E-Commerce

Eine Flucht aus dem Kerngeschäft ist das nicht, im Gegenteil: Der Online-Handel legte nach Angaben des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) im dritten Quartal 2018 um 11,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. „Der E-Commerce-Umsatz entwickelt sich genauso dynamisch wie im Vorjahr“, sagt bevh-Hauptgeschäftsführer Christoph Wenk-Fischer. Die Warengruppen-Cluster mit den größten prozentualen Zuwächsen waren Unterhaltung, täglicher Bedarf und Einrichtung. Insgesamt geht der Verband von einem Umsatz in Höhe von 63,9 Milliarden Euro im Jahr 2018 aus.

Die Schere im Online-Handel geht auseinander

Also alles „Freude schöner Götterfunken“? Nicht ganz, denn die Statistiken haben einen Pferdefuß – für Betreiber kleinerer Online-Shops. Ein Blick auf die zehn größten Online-Händler nach Umsatz deutet es bereits an: Amazon steht mit 8,8 Milliarden mit weitem Abstand an der Spitze, gefolgt von Otto und Zalando. Ihr Umsatz stieg beträchtlich. Schaut man nun auf die Umsatzentwicklung der Top 1000, sieht man: Die Shops in der zweiten Tabellenhälfte haben trotz der positiven Marktentwicklung insgesamt Umsätze eingebüßt. Zudem erwirtschafteten sie nur neun Prozent des Gesamtumsatzes. „Bereits in den vergangenen Jahren zeichnete sich ab, dass es für die kleinen Onlinehändler im stark umkämpften E-Commerce-Markt immer schwieriger wird und sich das Wachstum zunehmend auf die E-Commerce-Spitze verlagert“, heißt es dazu in der entsprechenden Studie des EHI Retail Institute und Statista. Ein weiteres Ergebnis: Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang sind mittlerweile wieder mehr Online-Händler zusätzlich auf Marktplätzen aktiv. So bieten 43 Prozent der Top-1000-Shops ihre Waren auch auf Amazon an – eine Steigerung um sieben Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Der Befund festigt sich, wenn man die Konjunkturumfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) hinzuzieht. Während größere Unternehmen von einem Umsatzplus für 2018 ausgehen, kalkulieren solche mit fünf oder weniger Mitarbeitern mehrheitlich mit einem Minus. „Zwischen kleinen und großen Handelsunternehmen geht die Schere auseinander“, konstatiert HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Optimistisch zeigten sich dagegen Multichannel-Unternehmen, die auf stationären und Online-Handel setzen – wie neuerdings auch Amazon. Dem EHI zufolge verfolgten 169 Händler der Top-1000 im Jahr 2017 eine Cross- oder Omnichannel-Strategie, 464 ein Multichannel-Modell. Bei Letzterem werden On- und Offline-Geschäft unabhängig voneinander geführt, bei Ersterem werden die verschiedenen Vertriebskanäle miteinander kombiniert.

Die großen Online-Shops geben das Tempo vor

Ein Grund für die Probleme der kleinen und mittelständischen Händler ist, dass sie mit den Millioneninvestitionen der Großen in neue Technologien und aufwendige Logistik nicht mehr mithalten können, schreibt shopanbieter.de. Die Zustellung sei für diese Shops das größte Nadelöhr, zitiert das Portal Sabine Risse, Teamleiterin am Institut für Handelsforschung (IFH) Köln: „Ohne professionelle Partner ist es für kleinere Händler schwer möglich, die entsprechende Versandlogistik zu stemmen, zumindest wenn sie skalieren möchten.“ Noch mögen Kofferraumlieferungen oder Paketdrohnen weitgehend Zukunftsmusik sein, bei der Lieferung am gleichen Tag der Bestellung sieht es aber schon anders aus. Sind Kunden solche Angebote von den Großen erst einmal gewöhnt, wollen sie vermutlich auch bei den Kleinen nicht mehr darauf verzichten.

Ähnliches prognostiziert Olaf Roik vom HDE im Handelsjournal: Die Kunden seien Standards wie schnelle Lieferung und hohe Kulanz von Versandhändlern wie Amazon gewöhnt. Lars Hofacker vom EHI hebt an gleicher Stelle unter anderem hervor, dass nicht jeder Händler ein eigenes Logistiknetz aufbauen müsse. Ein Dienstleister könne beispielsweise die gesamte Organisation der Abwicklung und des Versands übernehmen. Ein weiterer Tipp von unserer Seite ist – neben der bereits erwähnten Nutzung von Marktplätzen wie Amazon und Ebay – die Optimierung des eigenen Online-Shops, auch die mobile Verbesserung.

Fazit: Stellen Sie die Stärken Ihres eigenen Online-Shops heraus!

Die aktuellen Zahlen zeigen grundsätzliche Entwicklungen auf, doch sollten sich Betreiber kleiner Online-Shops nicht entmutigen lassen. Der E-Commerce-Markt insgesamt wächst, und die meisten von ihnen dürften wohl gar nicht das Ziel haben, Milliardenumsätze zu generieren. Ihnen geht es in der Regel vielmehr darum, den Kundenstamm zu binden, gesund zu wachsen und ein auskömmliches Einkommen zu haben. Sie können unter anderem mit persönlicherem Service und Nischen-Know-how punkten. Allerdings sollten sie den Fortschritt nicht ganz aus den Augen verlieren: Wenn etwa eine kostenfreie Auslieferung noch am Bestelltag irgendwann Standard werden sollte, müssen sie sich darauf einstellen. Möglich ist auch das: Apotheken etwa bieten diesen Service schon seit Jahren an.

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