Android for work

Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps – das gilt für die meisten Arbeitnehmer schon lange nicht mehr. Die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verwischen dank Smartphones und Tablets immer stärker. Viele wissen die neuen Freiheiten zu schätzen, doch der technische Aspekt ist knifflig. Klingelt das Handy in der linken Tasche, ist’s die Freundin, klingelt es in der rechten, ist’s der Chef? Nein. Niemand wird heutzutage mit zwei separaten Geräten herumlaufen.

Ein eigenes Endgerät für beides, Stichwort: BYOD (Bring Your Own Device), macht die Sache für Unternehmen noch problematischer, denn damit schaffen sie sich ein nur schwer kontrollierbares Einfallstor ins Firmennetz. „Von dieser ‚Schatten-IT‘ gehen große Risiken aus“, heißt es nicht nur bei der Unternehmensberatung PwC. Vorhang auf für Googles neues Android for Work!

Berufliches auf dem Smartphone – aber sauber getrennt, bitte

Dahinter verbirgt sich eine Android-Plattform für den Einsatz in Unternehmen, die das Smartphone oder Tablet zur „gespaltenen Persönlichkeit“ macht, wie es das Magazin Wired formuliert: Der berufliche Bereich ist klar vom privaten getrennt, sowohl technisch als auch optisch. (Eine vergleichbare Lösung hatte das Fraunhofer SIT bereits 2011 unter dem Namen BizzTrust vorgestellt.)

Die Arbeitsdaten werden dabei isoliert und verschlüsselt, die Icons dienstlich genutzter Apps mit einer roten Aktentasche versehen. Die Unternehmens-IT hat Fernzugriff auf die dienstlichen Daten. Damit kann der Admin Richtlinien durchsetzen, bestimmte Programme verbieten bzw. zur Verfügung stellen oder Daten entfernen, und zwar „ohne dabei mit den privaten Daten des Gerätebesitzers in Berührung zu kommen“ – sagt Google.

Systemvoraussetzung ist ein Android-Handy: Für Smartphones mit Android 4.0 bis 4.4 steht die Android-for-Work-App im Google Play Store bereit, Geräte ab Version 5 haben die Technik schon an Bord. Dazu muss das Unternehmen über eine EMM-Lösung (Enterprise Mobility Management) verfügen – von Google selbst (Apps for Work) oder einem Partneranbieter.

Die Reaktionen sind verhalten bis kritisch

Es ist kein Geheimnis, dass Google mit Android for Work die Vormachtstellung von Apple bei der mobilen Gerätenutzung in Unternehmen angreifen will. Dem letzten Mobility Index Report (Q1/2015) von Good Technology zufolge hat Apples iOS dort 72 % Marktanteil, Android, trotz kräftigem Wachstum, erst 26 %.

Im Prinzip könnte aus Android for Work etwas werden – wenn es Google mittelfristig gelingt, die Startschwächen der Plattform auszumerzen und das Vertrauen der Unternehmen zu gewinnen. Dort ist das System aber noch lange nicht. Die Netzgemeinde reagiert bislang zwiegespalten. Im Google Play Store selbst hat sich die Bewertung der App bei mäßigen 3,3 von 5 Punkten eingependelt, in Fachforen wie bei Heise online überwiegen bisher kritische Stimmen, die vor allem der Datensicherheit und Datentrennung des amerikanischen Konzerns nicht über den Weg trauen. In Tests wurden unter anderem der Setup-Prozess als „Alptraum“ (Ars technica) und die bisher geringe Anzahl an unterstützten Geräten bemängelt (IT Pro).

Fazit: Eine sichere Lösung sieht anders aus

Was also tun? Die kurze Antwort lautet: abwarten; das Konzept ist im Prinzip richtig. Die ausführlichere: Das gute Potenzial in Sachen Datensicherheit findet in Deutschland seine Grenzen am Datenschutz. Was Google nämlich Business Apps nennt, sind im Wesentlichen die normalen Dienste aus der Google-Cloud. Mit anderen Worten: Wer Android-Mobilgeräte im Firmennetz zulässt, braucht für seine eigenen Anwendungen zuerst eine Rahmenlösung (z.B. eine der erwähnten Partneranbieter). Wer aber selbst kein eigenes Netz zu schützen hat, sondern Android und die Google Apps im Kollaborationsverbund nutzt, braucht im Grunde kein Android for Work.