Knowledge Based Trust

Das Internet ist in seinen Grundfesten erschüttert: Was, wenn Google entscheidet, dass mein Webcontent nicht den „Tatsachen“ entspricht? Wenn mein Ranking dadurch in den Suchergebnissen abrutscht? Epizentrum des Bebens war ein Forschungspapier einer Gruppe von Google-Experten. Sie hatten einen neuen Algorithmus getestet, der die Vertrauenswürdigkeit von Webseiten danach bemisst, ob der Inhalt im Widerspruch zu einem Fundus von 2,8 Mrd. anerkannter „Fakten“ steht. Knowledge-Based Trust (KBT) heißt die Maschine. Und wer diesen Begriff googelt, merkt schnell, dass hier der Teufel los ist.

Google erklärte umgehend, KBT sei bloß ein Forschungsansatz; der Algorithmus beeinflusse derzeit nicht das Ranking. Der erwähnte Faktenpool namens Knowledge Vault allerdings existiert. Und es war absehbar, dass die Diskussion um Ranking-Faktoren, die bessere Ergebnisse liefern als Backlinks, irgendwann bei der realitätsbezogenen Vertrauenswürdigkeit von Webseiten landen würde. Die Entwicklung dieser Debatte sollte man bei der Suchmaschinenoptimierung im Auge behalten.

Fakten sind nicht alles – die Welt ist etwas bunter

Schon in den ersten englischen Forumsbeiträgen zeigte sich, wo der Teufel im Detail steckt: Wer z.B. über Gesundheitsthemen informiert und dabei gegen gängige Vorurteile Stellung bezieht, muss diese ja immerhin wiedergeben. Wird der Algorithmus das richtig erkennen? Und was ist bei Themen, zu denen es gegensätzliche Meinungen gibt – muss ich mich fürchten, etwas auch nur zu erwähnen, was Google vielleicht für tatsachenwidrig hält?

Die Welt der Werbung steckt voller Nicht-Tatsachen. Oder ist es etwa Fakt, dass Red Bull Flügel verleiht und Katzen Whiskas kaufen? Wird das alles tabu, ebenso wie Ironie, Fantasie und freie Meinungsäußerung? Man muss nicht die Stimme einer unterdrückten Minderheit sein, um ein ungutes Gefühl zu bekommen, wenn die mächtigste Suchmaschine der Welt definiert, was Wahrheit ist, und alles andere im Netz auf die billigen Plätze der Suchergebnisse verbannt – wenn es überhaupt noch vorkommt.

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    Im Anfang schuf Google Himmel und Erde

    All das ist kein Grund, schon morgen hysterisch jeden Satz auf der eigenen Website Mainstream-konform umzutexten. Denn erstens ist KBT eben noch gar nicht in Amt und Würden. Und zweitens ist zu erwarten, dass die ernsthaften Einwände gegen einen dominanten Fakten-Algorithmus auch von den Forschungsteams bei Google aufmerksam registriert werden.

    Die Aufregung hat immerhin auch ihr Gutes: Sie lenkt die Aufmerksamkeit wieder darauf, rätselhafte Absacker beim Ranking kontinuierlich zu untersuchen – mithilfe von Google Analytics etwa und mit seriöser SEO-Unterstützung. Und die Sorgfalt, Informationen unmissverständlich zu präsentieren, erhält einmal mehr den gebührenden Stellenwert. An der Devise, dass Content für Menschen gestaltet sein soll, ist bis heute nichts falsch.