Eddystone als Vorreiter der Google Beacons

Devon in England. Die gefährlichen Untiefen vor der Küste von Cornwall sind schon lange als Gefahr für die Schifffahrt bekannt, als Henry Winstanley Ende des 17. Jahrhunderts auf die Idee kommt, als Warnung einen Holzturm auf einem kleinen Felsen zu errichten. Eines seiner Nachfolgemodelle, der Eddystone-Leuchtturm, ist bis heute in Betrieb.

Was das mit lokalem Onlinemarketing zu tun hat? „Genauso, wie Leuchttürme seit tausenden von Jahren beim Navigieren auf hoher See geholfen haben, können elektronische Beacons dazu genutzt werden, (…) um sich in der Welt zurechtzufinden“, verkündete Google Mitte Juli auf seinem Entwicklerblog. Der Konzern aus Mountain View startete damit einen eigenen Beacon-Standard – und nannte ihn Eddystone.

Leuchtfeuer nehmen Kontakt mit dem Smartphone auf

Beacons (deutsch: Leucht- oder Signalfeuer) sind kleine Bluetooth-Sender, die unentwegt einen Code funken. Smartphones, die sich gerade in der Nähe befinden, springen darauf an. Die Technologie ist noch nicht weit verbreitet, bietet aber Potenzial für viele Anwendungen, bei denen standortbezogene Dienste genutzt werden.

Google selbst nennt ein Museum als Beispiel, das automatisch zusätzliche Informationen zur laufenden Ausstellung auf die Handys der Menschen funkt, die vor dem Eingang stehen. Weitere Möglichkeiten sind die zielsichere Navigation innerhalb von Gebäuden oder spezielle Sonderangebote von Händlern, die lediglich die Zielgruppe erreichen, die gerade an dem Geschäft vorbeischlendert. Die Auswertung des Kaufverhaltens von Ladenbesuchern ist eine weitere Option.

Wird der Funken überspringen?

Google ist freilich nicht der erste Anbieter am Markt. Apple beispielsweise startete bereits vor zwei Jahren ein eigenes Format namens iBeacon. Eddystone bringt aber große Vorteile mit, die viele Experten als Bedrohung für die iBeacons und möglicherweise entscheidend dafür ansehen, dass der Markt in Gang kommt. Das System ist quelloffen und plattformunabhängig, und mit ihm können auch Web-Adressen gefunkt werden. Somit müssen die Empfänger vorher keine App installieren, um die Nachricht zu empfangen. Die Information wird einfach im Browser angezeigt.

Die Frage wird allerdings sein, ob es den Händlern gelingt, ihren Kunden mit den Beacons echten Mehrwert zu bieten – und ihnen das auch schmackhaft zu machen. In Deutschland haben bereits größere Unternehmen wie Rewe, Coca Cola und McDonald’s mit der Beacon-Technologie experimentiert – allerdings noch vor der Veröffentlichung von Eddystone.

Fazit: Schiffbruch wegen Datenschutzbedenken?

Wie es nicht geht, demonstrierte Renewlondon 2013 in der britischen Hauptstadt mit seinen neuartigen Wertstofftonnen: Sie funkten beim Vorbeigehen personalisierte Werbung an die Passanten. Obgleich diese Art von Proximity Targeting auf einem anderen technischen System basierte: Viele Bürger sahen ihre Privatsphäre verletzt. Die Stadt war schließlich dazu gezwungen, die Aktion zu stoppen.

Das Thema Datenschutz wird auch für den Erfolg oder Misserfolg der Beacons in Deutschland entscheidend sein, denn es bleibt zumindest fraglich, ob Unternehmen ebenso wie Smartphone-Nutzer ohne Weiteres ihre Daten mit Google teilen wollen. Nach eigenen Angaben hat Google nicht zuletzt deshalb sogenannte Ephemeral Identifiers (EID), kurzlebige Kennungen, als Feature ins System eingebaut, die sich regelmäßig ändern und nur von autorisierten Stellen dekodiert werden können. Damit soll es beispielsweise auch einem Fluggast möglich sein, seinen Koffer am Flughafen zu finden – und zwar nur ihm und niemand anderem. Die technischen Details zu den EIDs will Google nach eigenen Angaben „bald“ veröffentlichen.

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