virtual reality videos von spicevr

© SpiceVR

Bei Virtual Reality (kurz VR: virtuelle Realität oder Scheinrealität) taucht der Nutzer mithilfe einer speziellen Brille in eine virtuelle dreidimensionale Umgebung ein und kann sich sogar in ihr bewegen. In vielen Bereichen wird VR bereits verwendet, auch auf unserem Blog haben wir das Thema Virtual Reality und Augmented Reality. Die Firma SpiceVR aus Hamburg arbeitet seit Beginn an mit dieser VR-Technik. Mit Spherie hat SpiceVR die erste Flugdrohne der Welt konzipiert, die speziell für 360° VR-Filmaufnahmen eingesetzt wird. In einem persönlichen Interview mit  Andreas Raabe (Business Director) haben wir explizit über die Zukunft von Virtual Reality gesprochen und hinterfragt, welche Chancen kleine und mittlere Unternehmen in diesem Bereich haben.

1. Hallo Andreas, kannst Du Dich und Deine direkten Aufgaben bei SpiceVR kurz vorstellen?

Wie das wohl oft bei Startups so ist, macht bei uns eigentlich jeder von allem ein bisschen bzw. sucht sich seine Aufgaben selbst. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, das Unternehmen voran zu bringen und weiter zu entwickeln. SpiceVR ist aus einer doch sehr kreativen Filmproduktionsfirma gewachsen. Kreativen Köpfen fehlt es oft etwas an Struktur. Ich versuche mit meiner Agenturerfahrung eine gewisse Struktur miteinzubringen, sowie die nötigen Tools und Prozesse zu integrieren, damit das Unternehmen gesund wachsen kann. Quasi die Betreuung der Infrastruktur des Unternehmens.

Ich kümmere mich um Messauftritte, Events, Unternehmenskommunikation usw., akquiriere neue Kunden und Partner, um mit SpiceVR in andere Bereiche vorzustoßen, in denen wir bis dato noch nicht tätig waren. Die Themen „Sport“ und „E-Commerce in VR“ stehen derzeit bei mir sehr weit oben auf der Liste.

Team des Hamburger Unternehmens SpiceVR

Das Team von SpiceVR. Dritter von links: Andreas Raabe. © SpiceVR

2. Was überzeugt Dich persönlich an Virtual Reality und wie waren Deine ersten VR Erlebnisse?

Meine ersten Erlebnisse mit VR habe ich tatsächlich bei SpiceVR gemacht. Allerdings eine ganze Weile, bevor ich hier tatsächlich angefangen habe zu arbeiten. Da ich mit SpiceVR-Gründer Nicolas Chibac und seinem Bruder Rico befreundet bin, habe ich immer am Rande mitbekommen, was die beiden so treiben und bekam die fertigen Projekte auch zu Gesicht. Ich finde, Virtual Reality eröffnet uns einfach eine völlig neue (virtuelle) Welt. Sowohl für die Nutzer, die am Ende konsumieren, als auch für die Produzenten, die sich jetzt in einem viel breiteren Feld austoben können.

Als Produzent muss man sich wirklich Gedanken machen, wie man so ein VR-Konzept praktisch umsetzt. Wie beleuchtet man, wenn man am Set nichts mehr hinter der Kamera verstecken kann? Wie konzipiere ich mein Storytelling für 360° VR-Filme, um dem Zuschauer auch das zu zeigen, was er sehen soll. Der Zuschauer hat im 360° Film die Freiheit, sich in alle Richtungen umzuschauen. Trotzdem möchte man dem Zuschauer in der Regel etwas Bestimmtes übermitteln und muss ihn daher so leiten, dass er auch im richtigen Moment auf die richtige Stelle schaut. Dabei darf ihm jedoch nicht die Illusion genommen werden, dass er derjenige ist, der entscheidet, was er anschauen möchte. Man muss hier also mit ganz anderen Methoden arbeiten als in klassischen Filmproduktionen.

Ein gutes Beispiel ist unser 360° Video, das wir in Hamburg aufgenommen haben.

Wenn man als Filmemacher den Fokus verliert, geht in meinen Augen der Mehrwert von VR verloren. Der „Aha-Effekt“ darüber, dass man sich im Film frei umschauen kann, ist schnell verflogen, wenn der Zuschauer feststellt, dass er sich ein einer Szene befindet, in der entweder nichts oder zu viel auf einmal passiert. Es gibt aktuell immer mehr Anbieter aus dem Bereich 360° Filmproduktion. Bei näherem Betrachten trennt sich jedoch schnell die Spreu vom Weizen. Ein 360° Kamerasystem irgendwohin stellen kann jeder. Einen 360° Film zu produzieren, der dem Zuschauer einen echten Mehrwert bietet und von vorne bis hinten unterhält, ist dann doch nicht ganz so einfach.

3. Für welchen Markt ist Virtual Reality am besten geeignet?

Virtual Reality wird in Zukunft so gut wie in jedem Markt relevant sein! Was als etwas für Nerds und Gamer angefangen hat, wird schon bald in der Businesswelt und in allen Bereichen der Industrie fest verankert sein. Wir haben mit klassischen Werbefilmen und Musikvideos die ersten Schritte gemacht. Also lag der Fokus anfangs eher auf Entertainment, mittlerweile sind wir jedoch viel weiter.

Im Laufe der Zeit entwickelten wir unser eigenes, fliegendes 360° Kamerasystem. „Spherie“ ist die erste VR-Drohne der Welt und hat den großen Vorteil, dass man nun das Kamerasystem nicht mehr an einem Stativ oder sonstigem befestigen muss. Es wird also kein Kameramann mehr benötigt, welcher dann auch später im Bild zu sehen sein würde. Außerdem sind mit einer Drohne plötzlich Kamerafahrten möglich, welche vorher undenkbar waren.

Auf einmal sind ganz andere Themen interessant und mittlerweile arbeiten wir für unsere Kunden in den verschiedensten Bereichen. Städtemarketing, Virtuelle Friseurschulungen für Schwarzkopf, Tourismus, Sport und E-Commerce sind da nur einige Beispiele. Unsere Drohne soll in Zukunft dazu in der Lage sein, selbständig Gebäude von innen und außen abzuscannen und mit Hilfe von Fotogrammmetrie, fotorealistische 3D-Modelle zu erstellen, in denen man sich dann virtuell in alle Dimensionen frei bewegen kann. Das würde die Arbeit von Architekten oder Wartungsarbeiten ungemein vereinfachen. Und das sind nur die Bereiche, in denen wir bis Dato tätig sind. VR insgesamt ist noch viel umfassender und wird einfach überall relevant sein. Das geht vom klassischen Entertainment bis hin zu solchen Bereichen wie Medizin und Psychologie.

4. Inwieweit wird Virtual Reality die Zukunft verändern – explizit die Filmwelt?

Ich glaube nicht, dass der 360° VR-Film den klassischen Film in nächster Zeit ersetzen wird. Die Tendenz bei Virtual Reality geht eher zu kurzen Produktionen oder zu Zusatz-Content. Für mehrstündige VR-Filmerlebnisse ist die Technik noch nicht ausgereift und das Medium in gewissen Situationen zu „unsozial“. Aktuell würde sich wahrscheinlich kaum eine Familie sonntagabends gemeinsam im Wohnzimmer versammeln, um sich zwei Stunden lang den neusten Tatort auf einer VR-Brille anzuschauen. Das würde sich wahrscheinlich komisch anfühlen und auch komisch auf andere wirken.

VR-Brillen von SpiceVR

Freunde, die mit VR-Brillen beisammen sitzen – bisher eine merkwürdige Vorstellung. © SpiceVR

Allerdings ist die Lösung mit den recht klobigen Brillen langfristig gesehen auch nur eine Zwischenlösung. Wer weiß, wo wir in fünf Jahren schon sind. Die Devices werden dann mit Sicherheit sehr viel kompakter und unauffälliger sein. Die Grenze zwischen Realität, Virtual Reality und Augmented Reality wird zunehmend verschwimmen. Magic Leap oder die HoloLens von Microsoft gehen ja bereits jetzt in die Richtung. Das amerikanische Startup Innovega, sowie Google und Samsung sind bereits am Thema Hightech VR/AR Kontaktlinsen dran.

Früher oder später wird VR/AR also viel sozialer werden und einfacher zu konsumieren, da man sich nicht mehr notwendigerweise von der realen Welt mit klobigen VR-Brillen abschotten muss. Die Menschen müssen sich, wie bei allen neuen Technologien, auch erst einmal langsam daran gewöhnen. Das braucht eine gewisse Zeit. Besonders in Deutschland sind wir neuen Technologien gegenüber oft skeptisch.

Als Google vor ein paar Jahren begann, die wichtigsten Straßen der Welt einzufangen und virtuell begehbar zu machen, waren die Deutschen skeptisch. Sie fürchteten um ihre Privatsphäre und protestierten. Google räumte uns die Möglichkeit ein, Häuser zu verpixeln, um uns zufriedenzustellen. Wenn man sich heutzutage durch Google Streetview bewegt, findet man kaum noch verpixelte Häuser. Wohnungssuchende können sich die Wohnungssuche in einer Zeit vor Google Streetview wahrscheinlich kaum noch vorstellen. Die Angst/ Skepsis vor der neuen Technologie ist verflogen; ihr Mehrwert wurde erkannt und angenommen. So wird es denke ich auch mit dem Thema Virtual Reality im Filmbereich sein. Ich denke jedoch, dass die Auswirkung von AR und VR auf die Industrie insgesamt viel größer sein wird als auf die Filmwelt. Das würde hier jedoch wahrscheinlich den Rahmen sprengen.

5. Welche Chancen siehst Du für kleine und mittlere Unternehmen im Bereich Virtual Reality?

Sehr große. Ich habe oben ja bereits ein paar Anwendungsszenarien für z.B. Architekten genannt. Wartungsfirmen, Schornsteinfeger, Bauunternehmer, Immobilienmakler sind nur einige Beispiele, die mir auf Anhieb einfallen, welche von unseren Produkten direkt profitieren können. Speziell von Spherie, unserer Drohne. Aktuell sind unsere Kunden in der Regel eher mittelgroße bis große Unternehmen. Die können es sich leisten, ein speziell für sie konzipiertes VR-Projekt in Auftrag zu geben. Aktuell wird das für die meisten kleinen Unternehmen wahrscheinlich den finanziellen Rahmen sprengen. Aber wie gesagt: VR bedeutet ja nicht nur 360° Film. Immer mehr VR-Produkte werden standardisiert und beispielsweise als App der breiten Masse zugänglich gemacht. In Zukunft wird wahrscheinlich jedes Smartphone als 360° Kamera fungieren. Zwei Ultraweitwinkel-Linsen reichen im Grunde dazu aus.

VR ermöglicht es uns, eine parallele Realität zu besuchen oder uns an einen anderen Ort zu begeben, ohne uns physisch vom Fleck bewegen zu müssen. Somit bin ich als Unternehmer in der Lage, Kunden am anderen Ende der Welt, die Gegebenheiten bei mir vor Ort oder mein Produktportfolio realitätsgetreu zu präsentieren. Virtuelle Schulungen oder Interviews sparen Zeit und Geld. Auf Messeständen können KMU ihren begrenzten Raum virtuell ins unendliche erweitern und das gesamte Portfolio aufbieten.

Virtual Reality ermöglicht es uns sogar, in der Zeit zu Reisen. Immobilienmakler, z.B. werden ein großes Interesse daran haben, ihre Kunden auf Zeitreise zu schicken. Durch VR können zukünftige Bauprojekte bereits in der Konzeptionsphase, in virtuellen Räumen erlebbar gemacht werden. Wohnungskomplexe können von zukünftigen Käufern virtuell begangen, eingerichtet und sogar gekauft werden, lange bevor der erste Stein gesetzt wurde. Das ermöglicht völlig neue Finanzierungsmodelle. Der Unternehmer ist weniger auf das eigene Kapital, oder Darlehen von der Bank angewiesen, um seine Projekte zu verwirklichen.

Auch das sind nur einige Beispiele für die unzähligen Möglichkeiten. Was die Zukunft so alles mit sich bringt, bleibt noch abzuwarten. Es wird auf jeden Fall unglaublich spannend und ich bin sehr froh, mit SpiceVR an vorderster Front dabei sein zu dürfen.

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